Ich habe schon sehr viele Fälschungen gesehen, aber noch niemals eine Uhr, dessen Schöpfer sich so viel Arbeit gemacht hat, die Teile einer Comtoise Uhr des 19. Jahrhunderts umzuarbeiten, um den Anschein einer Comtoise des frühen 18. Jahrhunderts zu erreichen.
Ein vermutlich 9 Zoll Werkkäfig einer Comtoise wurde verkleinert, so dass der Käfig nun die Maße von 207mm Höhe, 150mm Breite und 142 mm Tiefe hat.
Die Platinen des Uhrwerk wurden unten und oben auf die passenden Höhe abgeschnitten, so dass sie nun rechteckig sind.
Im 9 Zoll Käfig waren die beiden Aufzugsräder nebeneinander gesetzt, da die Verzahnungen auf gleicher Höhe nebeneinander liefen. Die beiden Aufzugsräder waren identisch.
Aufgrund des kleineren Werkkäfigs konnten die
beiden Rädersätze von Geh- und Schlagwerk aber nicht mehr nebeneinander gesetzt werden. Die Aufzugsachse des Schlagwerks wurde neu gefertigt, um das Rad nach vorn setzen zu können, damit es neben, bzw. vor dem Aufzugsrad des Gehwerks drehen konnte.
Die Folge davon erkennen Sie, wenn Sie sich den Eingriff vom Ritzel des Sternrads in die Verzahnung des Aufzugsrad anschauen, dass nämlich nur noch ein geringer Teil des Ritzels in nicht mehr die Hälfte der Verzahnung des Aufzugsrads eingreift!
Die Hammerachse wurde nicht gekürzt und steht somit sehr hoch über die obere Käfigplatte hinaus.
Das große Stundenrad wurde aus Eisen ausgesägt mit einer spitzzahnigen Verzahnung.
Das Ritzel auf der verlängerten Achse des Grossbodenrads wurde ebenfalls mit einer spitzzahnigen Verzahnung ausgefräst.
Wenn man das Stundenrad demontiert, d.h. die Andruckfeder herausdrückt, erhält man die Einzelteile.
Allerdings kann man den Zeiger nicht drehen, da Zeigerachse, Stundenstaffel und Stern für die Schlagauslösung fest mit einander verbunden sind. Die Optik stimmt, die Funktion nicht!
Wenn man sich das Zinn-Zifferblatt ansieht, dann stellt man fest, dass es an dieser Uhr mit 4 kleinen Schräubchen bei XII, III, VI und IX auf dem Zifferblatt-Trageblech befestigt ist. Wenn man sich das Zinn-Zifferblatt genau ansieht, dann kann man 3 Stellen ausmachen, an welchen alte Löcher kunstvoll gefüllt wurden. Schauen Sie sich die entsprechenden Bilder an. Es gibt ein Bild, auf welchem die Spitzen von drei kleinen Schraubenziehern auf die alten Löcher hinzeigen.
Die gebrauchten Schrauben haben natürlich alle metrische Gewinde, allein daran kann man schon die Fälschung erkennen.
Jedes einzelne Teil dieser Uhr könnte man untersuchen und an jedem Teil die Fälschung nachweisen. Rechen, Windfang mit Spiralfeder, Hammer, verstellbare Ankerachse, Hebel des Schlagwerks usw., alles weist auf das 19. Jahrhundert hin.
Allein das Zinn-Zifferblatt könnte ein Exemplar des 18. Jahrhunderts sein.
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