
Ein Comtoise Spindelwerk aus der Zeit um 1825/30 mit Halbstundenschlag en passant und Vorderpendel wurde zu einem Hahnenuhrwerk mit Hinterpendel umgebaut.
Die für den Pendelkamin und das Pendel vorhandenen Aussparungen an der Vorderseite des Käfigs wurden zugelötet, beigeschliffen und dann auch schwarz lackiert. An der Rückseite wurden die beiden für das Pendel notwendigen Aussparungen des Käfigs neu ausgeschnitten. Ein „neuer“ Pendelkamin, von der Höhe einer Hahnenuhr entsprechend, wurde montiert. Der Pendelkamin des Originalwerks wäre zu niedrig gewesen.
In der Vorderplatine des Gehwerks ist die längliche Aussparung, durch welche der Pendeldraht der Spindelachse für das Pendel geführt wurde, noch zu sehen. An der Hinterplatine des Gehwerks wurde für den Pendeldraht nun eine neue Aussparung – nunmehr ein einfaches rundes Loch – gebohrt. Das Rückblech des Käfigs wurde durch Aufstecken zweier Abstandhalter auf die obere Käfigplatte auf Abstand zum Pendel gehalten.
Ohne diese Klammern würden sich Rückblech und Pendel berühren.
Üblicherweise sind die Flügel des Windfangs eines originalen Hahnenuhrwerks aus Eisen, deshalb wurden die Messingflügel dieses Uhrwerks schwarz gestrichen, damit man auf den ersten Blick an „Eisen“ glaubt.
Die komplette Vorderfront, also Grundplatte, Emailzifferblatt, Gussspange und Zierecken sind nicht original, d.h. um ca. 1980 gefertigt.
Die Vorderfront wurde aus neuem Blech ausgeschnitten, jedoch ohne die beiden kleinen unteren Befestigungslaschen, die folglich angelötet wurden.
Ein tellerartiges Emailzifferblatt mit 3 Befestigungslöchern bei 60, 20 und 40 wurde nicht mit Schrauben durch diese Löcher auf dem Blech, sondern durch kleine, weiss lackierte Krampen fixiert. Die im Zifferblatt vorhandenen Befestigungslöcher wurden durch Lack geschlossen. Dieser Lack ist nun nach ca. 40 Jahren teilweise bräunlich gefärbt bzw. brüchig und ein wenig abgeblättert. Wenn man genau hinschaut kann man die Befestigungslöcher des Zifferblatt erkennen. Die Rückseite des Emailzifferblatt ist mit feinem Quarzsand konteremailliert, so wie man es im 19. Jahrhundert oder auch heute noch macht. Ein Originalblatt des 18. Jahrhunderts wäre mit Bruchemail konteremailliert. Die farbige Blume ist nicht emailliert, sondern aufgemalt und durch Lack abgedeckt.
Ein Originalblatt hätte einen Durchmesser von ca. 240 mm, diese neue Emailblatt weist aber nur einen Durchmesser von 230 mm auf!
Das Uhrwerk des 19. Jahrhunderts hatte ursprünglich ein gewölbtes Emailblatt besessen. Nach Montage dieses tellerartigen Reprozifferblatts hätte die Zeigerachse aufgrund des nach innen gewölbten Zifferblatts weit aus dem Zeigerloch hervorgestanden. Damit die Optik des 18. Jahrhunderts gewahrt wurde, musste dann die Zeigerachse entsprechend gekürzt werden. Aus dem Stundenrohr wurde also ein Stück herausgeschnitten, und das Endstück mit der Aufnahme für den Stundenzeiger wieder angelötet. An der ebenfalls gekürzten Minutenachse wurde nun nicht in aufwendiger Feilarbeit ein neuer Vierkant für die Zeigeraufnahme hergestellt, sondern es wurde einfach ein Gewinde - natürlich ein metrisches Gewinde - aufgeschnitten.
Dieser sicher zeitlich aufwendige Umbau eines Comtoise Uhrwerks des frühen 19. Jahrhunderts in ein Comtoise Hahnenuhrwerk des späten 18. Jahrhunderts war um 1980 interessant, denn Hahnenuhren kosteten ein Vielfaches einer einfachen Spindeluhr mit geprägtem Zierblech. Dies ist auch heute noch bzw. wieder so, aber damals konnte man damit 2000,00 DM verdienen, heute vielleicht 200,00 Euro. Ein solche Fälschung lohnt sich heute ( im Jahr 2020 ) nicht mehr!
Emailzifferblatt Durchmesser: 230 ( 240 wäre original )
Käfigmaß: 246 x 243 x 145 HxBxT / Werkmaß: 355 x 243 x 145 HxBxT Pendellänge: 1236, Kamin: 110 ( alle Maße in mm )