6.  Vertrieb und Export   ( nur Text ohne die im Buch vorhandenen Abbildungen )

 

In diesem Kapitel sollen Vertrieb und Export der Comtoise Uhren untersucht werden.

Wenn man hierüber etwas in der bisherigen Literatur zu erfahren wünscht, wie die Uhren aus dem Jura zu den Kunden gekommen sind, so kann man bei Schmitt und Bergmann lesen, wie diese sich das vorgestellt haben.

Bei Gustav Schmitt finden wir hierzu in der 3. Auflage von 1983 auf Seite 492 den Satz: „ Die ambulanten Uhrenhändler konnten außer ihren Uhren nicht auch noch die Gewichte mit sich führen".

Bei Siegfried Bergmann wird es dann schon etwas konkreter, wenn er in seinem Buch auf Seite 39 schreibt: „ Der Verkauf dieser Großuhren erfolgte durch Uhrenhändler, die entweder mit einer Musteruhr ( Abb. 424 ) über Land zogen und Bestellungen aufnahmen oder gleich bis zu acht Uhren auf einem Tragegestell befestigten und so schwer bepackt über Hunderte von Kilometern als 'fliegende Händler' von Haus zu Haus gingen".

Auf Seite 333 heißt es weiter: „ Der Verkauf von Comtoise Uhren erfolgte vom Beginn der Fertigung bis ins 19. Jahrhundert hauptsächlich über Uhrenhändler, die von Dorf zu Dorf, von Gehöft zu Gehöft zogen und ihre Uhren anboten. Da sie bereits mit mehr als einem halben Dutzend Uhren beladen waren, konnten sie nicht auch noch die schweren Gewichte mit sich führen. Deshalb beschaffte man diese beim Schmied vor Ort.“

 

Ambulante Uhrenhändler ziehen also schwer bepackt über Land und verkaufen ihre Uhren. Eine romantische Vorstellung ist diese Vertriebsart sicherlich, aber man sollte sie ganz schnell dahin tun, wo sie hingehört, nämlich ins Reich der Märchen.

 

Wir dürfen doch davon ausgehen, dass in der Blütezeit der Comtoise Uhren ca. 100.000 Uhren jährlich produziert wurden. Wenn also jeder ambulante Uhrenverkäufer nur 8 Uhren mit Einzelgewichten von 4 - 5 KG. pro Stück, d.h. insgesamt ein Gewicht von 30 - 40 KG, auf seinem Rücken trug, so wären bei 100.000 Uhren dann allerdings 12.500 Uhrenträger nötig gewesen. Wie lange mag es dann gedauert haben, bis die 8 Uhren verkauft waren? Wie viele Kilometer mag ein solcher Uhrenträger am Tag gegangen sein, wenn er schon eine Anreise von hunderten von Kilometern hinter sich hatte, bevor er sein Absatzgebiet erreichte?

Wie viele Wanderungen insgesamt konnte er in der Zeit von November bis Mai machen, denn im Frühling und Sommer musste er doch seinen Hof bestellen?

Unternahm jeder ambulante Uhrenhändler dagegen 2 Verkaufswanderungen, dann hätten die 100.000 Uhren auch von 6250 Trägern erledigt werden können. Selbst bei 3 und 4 Wanderungen bleiben immerhin noch 4166 bzw. 3125 notwendige Männer übrig. Wenn also bei 4 Wanderungen immer noch 3125 kräftige Männer notwendig waren, um die 100.000 Uhren zu verkaufen, wer bitte soll dann in der Zeit von November bis Mai, genau in der Zeit, in welcher die Bauern des hohen Jura bedingt durch die Witterung nicht in ihrer Landwirtschaft arbeiten konnten und sich mit der Fertigung von Uhren und Uhrenteilen ihren Lebensunterhalt verdienten, diese Teile gefertigt haben? Die Bauern, die die Uhren und Uhrenteile fertigten, konnten doch nicht gleichzeitig diese Dinge auch noch verkaufen. 

Wenn Schmitt und insbesondere Bergmann über den Vertrieb der Comtoise Uhren durch ambulante Uhrenhändler nur ein wenig nachgedacht hätten, dann hätte Ihnen die Erkenntnis kommen müssen, dass dies so, wie von ihnen beschrieben, gar nicht möglich gewesen wäre.

Trotzdem gibt es das Bild vom Uhrenträger, aber es ist halt nur ein Uhrenträger und kein ambulanter Uhrenhändler. Die Bauern des Hohen Jura und insbesondere solche, die sich mit der Uhrmacherei beschäftigten, kamen am Samstag jeder Woche nach Morez zum Markt, um ihre unter der Woche geleistete Arbeit ihrem in Morez ansässigen Etablisseur zu bringen, ihren Lohn zu erhalten und auch um ihre Arbeit für die folgende Woche zu erhalten. Diese Männer trugen ihre Uhrmacherwaren, Räder, Teile, Rohwerke und auch fertige Uhren auf einem Tragegestell auf dem Rücken einmal pro Woche wenige Kilometer. Nur dieses Bild ist realistisch, wenn es um Comtoise Uhren geht.

 

Natürlich hat es den ambulanten Händler, colporteur ( Hausierer ) genannt, gegeben, der aber mit leichtgewichtigen und teilweise kostbaren Artikeln, wie z.B. Kämmen, Tabakdosen, Pfeifen, Messern, Strick-u. Nähnadeln, Medikamenten, Spielkarten, Gewürzen, Schmuckstücken, Taschenuhren, usw. von Haus zu Haus ging. Mit diesen Kleinartikeln konnte ein Hausierer monatlich mehr verdienen als mit einem Verkauf von Comtoise Uhren.

 

Es ist doch ganz eindeutig, dass zehntausende Comtoise Uhren jährlich, ca. 5.000.000 Uhren in ca. 230 Jahren insgesamt, nur dank eines funktionierenden Transportwesens abgewickelt werden konnten. Dieses funktionierende Transportwesen war im 18. Jahrhundert und in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts im Hohen Jura vorhanden. Der beispiellose Erfolg der Comtoise Uhren wäre ohne dieses Transportwesen überhaupt nicht möglich gewesen.

 

In einer Arbeit von Louis Renard,  LA FRANCHE-COMTÉ Histoire et Civilisation, Besancon 1947 lesen wir über die Grandvalliers folgendes:

 

Chapitre XVI. Les Paysans. L'Agriculture.

...

V. Les Grandvalliers. - L'écrivain Xavier Marmier rappelle, dans ses Nouveaux souvenirs de voyage, que l'armée de Napoléon, au cours de la campagne de 1812, aurait manqué de vivres "sans les grandvalliers francs-comtois qui pénétrèrent intrépidement jusqu'à Vilna".

C'est aux rouliers du Haut-Jura - des paysans de la région de Morez, du Grandvaux, de Saint-Laurent - que l'histoire a rendu ce témoignage.

Pendant des siècles (1), ils ont parcouru les routes de France, et même de l'Europe, avec leurs longues carrioles bâchées, tirées par de robustes bêtes que ne faisaient broncher ni les pavés glissants des chemins de montagne, ni les cailloux aux arêtes aigues qui roulaient sous leurs sabots solidement ferrés.

Quand commencaient de tomber les neiges de novembre, ils chargeaint sur leurs voitures des tonneaux de sapin pleins de fromages, et toutes sortes d'objets en bois fabriqués dans les fermes des alentours: seilles pour les "beuillies" ou lessives, futailles destinées aux conserves de choucroute, cuves à vendange, poutres même, chevrons et linteaux, " bois de navire" aussi, c'est-à-dire longs arbres ébranchés qui allaient devenir mâts à Bordeaux ou à Saint-Nazaire.

 

Kapitel XVI. Die Bauern. Die Landwirtschaft.

V. Die Grandvalliers. - Der Schriftsteller Xavier Marmier erinnert in seinen 'Neuen Reiseerinnerungen', dass der Armee Napoleons im Laufe des Feldzugs von 1812 die Verpflegung gefehlt hätte „ohne die grandvalliers franc-comtois, die unerschrocken bis nach Vilna vorgedrungen waren".

Dank der Transportunternehmer des Hohen Jura - der Bauern der Region von Morez, Grandvaux, Saint-Claude, Saint-Laurent - hat die Geschichte dieses Zeugnis geliefert.

Während Jahrhunderte (1) haben sie die Straßen Frankreichs und sogar Europas mit ihren langen bedeckten Karren befahren, gezogen von starken Tieren, die weder auf den glitschigen Pflastersteinen der Bergstraßen, noch auf den Kieselsteinen an schmalen Berggraten strauchelten, die unter ihren festen eisernen Schuhen rollten.

Wenn im November der Schnee zu fallen beginnt, beladen sie ihre Fahrzeuge mit Tannenholzfässern voll mit Käse und aller Arten von Gegenständen aus Holz, die auf den Bauernhöfen der Umgebung hergestellt wurden: Eimer zum Waschen oder für Seifenlauge, Fässer für die Sauerkraut Konservierung, Gefäße für die Weinlese, selbst Holzbalken, Sparren und Stürze, auch 'Schiffsholz', das heißt lange von Ästen befreite Bäume, die Maste in Bordeaux und Saint-Nazaire werden würden.

 

Ils partaient par groupes de cinq ou six, chacun d'eux conduisant plusieurs attelages, et descendaient en file vers le plat pays. Dans les bourgs ou villes, ils faisaient halte, offraient leurs marchandises, en acquéraient d'autres, transportant du fret, dirait-on aujourd'hui, et ne roulant jamais à vide, jusqu'à Lyon, Strasbourg, Paris.

 

Sie gingen in Gruppen von fünf oder sechs fort, indem jeder von ihnen mehrere Gespanne führte, und stiegen in einer Schlange nacheinander in das flache Land hinab. In den Dörfern oder Städten machten sie Halt, boten ihre Waren an, erwarben andere, transportierten Fracht, würde man heute sagen, und fuhren niemals leer bis nach Lyon, Strasbourg, Paris

 

(1) Les Grandvalliers sont déjà signalés dans le Guide des chemins de France, de Charles Estienne ( 1553 ) et, en 1574, les "Foncenniers", ou habitants de Foncines, sont en déplacement perpétuel à travers les pays étrangers, transportant "ouvrages de sapin et futailles".

 

(1) Die Grandvalliers werden bereits im Führer der Wege Frankreichs von Charles Estienne ( 1553 ) genannt und um 1574 sind die Foncenniers, oder Bewohner von Foncine, auf fortwährender Reise quer durch fremde Länder, Tannenholzwerkstücke und Fässer transportierend.

 

Ils traversaient la France, touchaient à quelque port de l'océan ou de la Méditerranée, puis revenaient à leurs montagnes, toujours chargés, toujours échangeant quelque chose, achetant ou vendant.

Ils s'arrêtaient dans les auberges ou dormaient en pleine campagne, bêtes dételées et attachées, eux enveloppés dans leur grande blouse bleue, une couverture de laine autour des jambes, sous les cerceaux entoilés de leurs chariots. Au printemps, ils arrivaient à la maison, remettaient à leurs femmes l'argent gagné pendant l'hiver, au cours du voyage, ainsi que des denrées de bouche, chocolat, café, poivre, sucre, rares dans les villages du haut, de la verroterie, des "bibis" aux enfants. Puis ils reprenaient la besogne paysanne, soignant et paissant les vaches. Au milieu de l'automne, ils descendaient de nouveau vers la plaine, avec leurs chariots pleins.

Tels étaient les grandvalliers, qui circulaient encore il y a cinquante ans. L'automobile et le chemin de fer ont tué leur honnête négoce.

..

Sie durchquerten Frankreich, berührten in irgendeinem Hafen den Ozean oder das Mittelmeer, kamen dann zurück in ihre Berge, immer beladen, immer etwas tauschend, kaufend oder verkaufend.

Sie hielten an den Gasthöfen an oder schliefen unter freiem Himmel, Tiere ausspannen und anspannen, sie eingewickelt in ihr großes blaues Hemd, eine Wolldecke um die Beine, unter den Schwungfedern bedeckt durch ihre Karren. Im Frühjahr kamen sie nach Hause zurück, übergaben ihren Frauen das Geld, das sie während des Winters im Laufe der Reise verdient hatten, ebenso wie die Naturalien für den Mund, Schokolade, Kaffee, Pfeffer, Zucker, rar in den Dörfern des hohen Jura, Glasperlen, 'Bibis' für die Kinder. Dann nahmen sie die landwirtschaftliche Besorgung wieder auf, die Kühe pflegend und weidend. Zur Mitte des Herbstes stiegen sie erneut mit ihren vollen Karren in die Ebene hinab.

Solcherart waren die Grandvalliers, die vor 50 Jahren noch verkehrten. Das Automobil und die Eisenbahn haben ihr rechtschaffendes Geschäft getötet.

 

Auch aus einer anderen logischen Überlegung heraus kann man aber ebenso ganz einfach zur Erkenntnis erlangen, dass es bei den Comtoise Uhren keine ambulanten Uhrenverkäufer gegeben haben kann.

Tausende Namen und Ortsnamen können wir auf den Emailzifferblättern lesen, und da die Zifferblätter auch im Jura gefertigt wurden und somit bei Auslieferung der Uhren auf diesen vorhanden waren, waren Sie also nur für diejenigen Kunden zu verwenden, deren Namen auf den Zifferblättern standen. Personenbezogene Uhren eignen sich wohl kaum für einen ambulanten Verkauf von Tür zu Tür. Es ist doch ganz eindeutig, dass die Uhren auf Bestellung gefertigt und ausgeliefert wurden.

Die wenigsten Uhren des 18. Jahrhunderts sind allerdings signiert, könnten also theoretisch von ambulanten Uhrenverkäufern verkauft worden sein, aber spätestens ab dem 1. Drittel des 19. Jahrhunderts, als fast alle Comtoise Uhren mit Signaturen des Zifferblatts versehen wurden, hätte diese Möglichkeit nicht mehr bestanden.

Im 19. Jahrhundert sind die Uhren fast ausschließlich mit den Signaturen der Verkäufer bzw. der Erwerber signiert.

 

Wenn Lequinio in seiner "Voyage dans le Jura" den Vertrieb beschreibt, dann beschreibt er uns den Zustand von vor 1800, d.h. dass, was sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelt hatte, was auch zum beschriebenen Wohlstand im hohen Jura geführt hat. Und Lequinio beschreibt ganz eindeutig, dass ein Wagen beladen wird. Wenn es ambulante Händler mit 6 - 8 Uhren auf dem Rücken gegeben hätte, die vom Jura aus ganz Frankreich durchzogen, dann hätte Lequinio sie auch beschrieben.

 

"210. J'ai dit que tout ce travail des montagnes en fer et en cuivre, est objet d'exportation dans les diverses parties de l'Europe; cette exportation en grand se fait par les voies ordinaires du commerce; mais il en est une plus détaillée, qui a lieu de la manière suivante.

A l'approche des neiges, un habitant dans chaque village achète ou réunit par commission, ce que le village a d'objets exécutés et disponibles; il en charge une voiture, et descend, il se dirige au midi de la France, parcourt plusieurs départements, débite ses objets, décrasse les pendules ou les horloges qu'il a vendues l'année précédente, les règle et les raccommode si elles sont dérangées, recueille les fonds des objets à terme, et regagne au printemps, son industrieuse contrée.

Ces transports ne se font guères que dans nos départements méridionaux; mais toute la partie de la république, entre la Garonne et le Rhone indifféremment, et meme jusqu'a Nice, est le théatre des excursions intéressées des agro-mécaniciens du Jura".

 

"Ich habe gesagt, dass die gesamte Arbeit der Berge mit Eisen und Messing Gegenstand von Exporten in die verschiedenen Teile von Europa ist; dieser Export läuft im Großen auf den üblichen Handelswegen ab; aber es gibt einen detaillierteren, der folgendermaßen stattfindet.

Bei Annäherung des Schnees kauft in jeder Ortschaft ein Bewohner oder sammelt in Kommission zusammen das, was der Ort an fertigen und verfügbaren Objekten vorhält; er belädt damit einen Wagen und steigt hinab, wendet sich gen Süden Frankreichs, durchfährt mehrere Departements, verkauft seine Objekte, reinigt die Pendeluhren und Uhren, die er im Vorjahr verkauft hat, reguliert sie ein und bessert sie aus, wenn sie in Unordnung geraten sind, sammelt zeitig die Gelder für die Objekte ein und kehrt im Frühling in seine geschickte Gegend zurück.

Diese Transporte finden beinah nur in unseren südlichen Departements statt; aber der ganze Bereich der Republik, gleichgültig, ob zwischen Garonne und Rhone und selbst bis nach Nizza, ist die Bühne der Wanderungen, die die Agro-Mechaniker des Jura interessiert".

Lequinio spricht zwar von Export, meint aber wohl damit alles, was den Jura an Waren verlässt. Er spricht von den üblichen Handelswegen, mit denen er wohl die "roulage" der Gandvalliers meint. Er spricht von einer detaillierteren Art des Uhrenvertriebs und beschreibt genau die Art und Weise, wie dieser ablief. Ein Wagen wird beladen, mehrere Departements werden durchfahren, die Uhren, aber natürlich auch andere Waren wie Bratenwender, Nägel usw. werden verkauft und bei ehemaligen Kunden werden die Uhren gewartet.

Anzunehmen ist jedenfalls, dass von Uhrmachern Bestellungen aufgenommen wurden, denn signierte Uhren mussten doch erst gefertigt werden, um mit der folgenden Reise ausgeliefert zu werden.

Waren in der 1. Periode die Uhren durchweg von den Schmieden/Uhrmachern des hohen Jura, also den echten Herstellern signiert, so finden wir nun in der 2. Periode auch noch die Signaturen von Uhrmachern, möglicherweise schon diejenigen von Etablisseuren und schließlich auch schon die Uhrmachernamen aus anderen Departements, die nur als Verkäufer fungierten.

 

Ein wunderschönes Beispiel zeigt Ihnen Abb. Nr. 20 CUM / Band 1, bei welcher sowohl der Name des Herstellers als auch der  des Verkäufers angegeben ist.

Ähnliches können Sie auch an der Uhr auf  Abb. Nr. 292  / Band 1 feststellen, denn diese Uhr ist signiert: P.M. GRANDVAUX A VOITEUR PAR DESIRE GRAND HORLOGER  A MIGNOVILLARD  1775.   GRANDVAUX als Besitzer, GRAND als Uhrmacher/Verkäufer.

 

Andere Beispiele mit Uhrmacher Verkäufersignaturen sind z.B.

Mayet cadet à Toulouse, vgl. Abb. Nr. 24 CUM / Band 1, Jolin à Orléans, vgl. Abb. Nr. 23 CUM / Band 1.

Pernet l'ainé Hger. à Beaune, vgl. Abb. Nr. 22 CUM / Band 1, 

Guieteand à Macon, vgl. Abb. Nr. 15 CUM / Band 1.  

Lepaute, vgl. Abb. Nr. 28 CUM / Band 1.                             

Jeannin Horloger à Champagnole,

Michoudet Horloger à Champagnole,

Maitzner à Vittel, usw.usw.

 

Die Uhrenhersteller des Hohen Jura begannen schon in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ihren Vertrieb über lokale Uhrmacher aufzubauen. Dies war zwingend notwendig, denn sie selbst konnten unmöglich alle Wartungen der verkauften Uhren, wie bei Lequinio noch beschrieben, bei steigenden Produktionszahlen selbst durchführen. Als dann im 19. Jahrhundert die Comtoise Uhren durchweg mit den Namen der verkaufenden Uhrmacher, Vertreiber und Endkunden signiert waren, somit alle gefertigten Uhren vorbestellt waren, geschah der Versand bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts über das perfekt organisierte Transportsystem der Roulage. Danach entzog dann die viel effektivere Transportleistung der Eisenbahn in dem Maß, wie sie das Land flächendeckend überzog, der Roulage die Grundlage, aber die Roulage existierte bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

 

Man findet öfter Comtoise Uhren mit den gleichen Signaturen, z.B.  Chavin à Grenoble, Roux-Kirner à Riom, Vve Haas à Moulins, Bertholat à St.Paul, Malfroy à Chambéry, Thomas  Hagneaux à Coudres,  Pelletier-Charmond à Louhans, Morel-Cadet à Mont-Brison,  Pécherat - Caillat à Moulins, Laurent Grief à Moulins,  Tissier à St. Pourcain, um nur einige wenige zu nennen.

 

In der 1.  Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es ca. 3000 Uhrmacher in Frankreich. Im Annaire statistique de l'économie francaise von 1827 wird eine Zahl von 3299 Uhrmachern genannt. Indem die Uhrenhersteller des Jura nun diesen Uhrmachern diese Möglichkeit boten, Comtoise Uhren unter ihrem eigenen Namen zu verkaufen, schufen sie mit dieser Marketingstrategie gleichsam den flächendeckenden Absatz ihrer Produkte. Die grundsätzliche Möglichkeit, jedes angebotene Modell mit jeder gewünschten Zifferblattsignatur versehen zu können, war natürlich auch für den Endkunden von Bedeutung, konnte er doch eine Uhr mit seinem eigenen Namen auf dem Zifferblatt bestellen.

 

Auf manchen Zifferblättern findet man jedoch 2 Familiennamen, und diese Uhren wurden und werden allgemein als sogenannte Hochzeitsuhren interpretiert. Sicherlich bildete sich im 19. Jahrhundert eine Tradition heraus, dem Brautpaar eine Comtoise Uhr als Hochzeitsgeschenk zu machen.

Dieser schönen Theorie der Hochzeitsuhren aufgrund der Doppelnamen auf den Zifferblättern steht 

erstens die Häufigkeit entgegen, mit der man bestimmte Doppelsignaturen immer wieder findet. Ein Brautpaar bräuchte eine einzige Uhr mit Doppelnamen und nicht mehrere. Im Laufe meiner vierzigjährigen Arbeit habe ich allein z.B. mindestens 10 Uhren mit Signatur Roux-Kirner à Riom gesehen und davon mehrere mit dieser Signatur verkauft.

Zweitens würde man zusätzlich noch ein Datum, zumindest eine Jahreszahl, auf dem Zifferblatt erwarten. Im Schwarzwald war es bei Hochzeitsuhren üblich, auch das Datum auf das Zifferblatt zu schreiben. Ich habe sehr viele Comtoise Uhren mit Doppelnamen gesehen, es war keine davon mit einer Jahreszahl versehen.

Drittens sprach die lange Lieferzeit, die vor dem allgemeinen Eisenbahnverkehr durchaus 1 Jahr betragen konnte, dagegen.

Viertens finden sich auch auf Schwarzwälder 8 Tage Lackschilduhren Signaturen mit Doppelnamen, z.B. Charles Zehringer et Merz à Blois. Niemand wird hier wohl ein Brautpaar vermuten, handelt es sich doch ganz eindeutig um Uhrenhändler.

 

Ich denke, dass diese  Doppelnamen also ganz normale Verkäufer Signaturen sind, indem 2 Kompagnons  gemeinsam ein Geschäft betrieben.

 

Doch auch bei den Comtoise Uhren gibt es wohl Hochzeitsuhren, bei welchen dann neben den Namen des Brautpaares noch der Geburtsname der Braut angegeben ist, vgl. Abb. Nr. 116 CUM / Band 1 und Abb. Nr. 369 / Band 1

 

Die ganz entscheidenden Effekte dieser Marketingkonzeption des Vertriebs über die Uhrmacher Frankreichs waren aber,  dass man

erstens den örtlichen Uhrmacher an sein Unternehmen band, 

zweitens Wartung und Reparaturen in den richtigen Händen hatte, 

drittens, und dies war das Entscheidende, dass man flächendeckend in Frankreich präsent war und damit den so genannten Dépôt-Vente Verkauf  schuf, der das genaue Gegenteil des im frühen 18. Jahrhundert überwiegend praktizierten ambulanten Verkaufs war, der sicherlich auf die Franche-Comté beschränkt und somit regional begrenzt war. Dépôt-Vente müsste man sinngemäß übersetzen mit "Verkauf durch Hinterlegung der Waren". Die Hersteller des Jura gaben also ihrem örtlichen Uhrmacher die Uhren in Kommission, mussten somit dann in der Regel ein Jahr bis zur nächsten Reise warten, bis sie die Ware bezahlt bekamen.

Wenn Lequinio davon spricht, " recueille les fonds des objets à terme" "sammelt zeitig die Gelder für die Objekte ein", dann ist vermutlich diese Praxis damit gemeint.

Jean Marc Olivier führt in seinem Buch 'Des clous, des horloges et des lunettes' von 2004 auf Seite 233 ein Beispiel an, in welchem er beschreibt, wie Claude Étienne Jobez gegen Ende des 18. Jahrhunderts während einer Reise Uhrwerke in einem 'Dépôt' im Süd-Westen Frankreichs lassen musste. Im folgenden Jahr konnte er mit Befriedigung während einer neuerlichen Reise feststellen, dass alle Uhren verkauft worden waren und er daraus einen soliden Gewinn ziehen konnte.

 

Diese Kommissionsgebung hatte mehrere Effekte.

1) Sie verhinderte den Zwischenhandel. Das Schwarzwälder System der Zwischenhändler und damit auch die negativen Auswirkungen dieser Schwarzwälder Vertriebsorganisation - Uhrenpacker genannt - war in Frankreich unbekannt.  Der Etablisseur hatte direkten Kontakt zu seinem Uhrmacher bzw. Händler.

 

2) Sie band natürlich den Abnehmer untrennbar an seinen Lieferanten.

 

3) Der Hersteller erhielt einen größeren Auftrag an Uhren, da der örtliche Uhrmacher sicher mehr Depot-Ware bestellte, die er erst später bezahlen musste, als wenn er sie direkt bei Lieferung hätte zahlen müssen.

 

4) Der örtliche Uhrmacher hatte ein größeres Angebot zur Verfügung und konnte dadurch seinen Absatz erhöhen, frei nach dem Grundsatz: Das Angebot schafft die Nachfrage.

Der örtliche Uhrmacher musste allerdings seinen Bedarf an mit seinem Namen versehenen Uhren 1 Jahr im voraus bestellen, was ihm aber aufgrund des langen Zahlungsziels leicht fiel. Diese beim Uhrmacher vorrätigen Uhren konnten bei Verkauf sofort geliefert werden. Wollte ein Kunde jedoch eine Uhr mit seinem eigenen Namen auf dem Zifferblatt haben, so musste er in der Regel ein Jahr lang darauf warten. Erst als die Eisenbahn flächendeckend in Frankreich den Transport übernahm, konnte die Lieferzeit auf wenige Wochen oder Monate reduziert werden.

 

Bei sehr späten Comtoise Uhren finden wir auch Signaturen, die mit schwarzer Glasfarbe auf das Zifferblatt gemalt wurden. Diese Signaturen erkennen wir daran, dass die Farbe nicht glänzt und oftmals ein wenig "verwaschen" aussieht, vgl. Abb. Nr. 114 CUM / Band 1, Nr. 147 CUM / Band 1 und Nr. 159 CUM / Band 1. Der Vorteil für den Uhrmacher/Händler liegt auf der Hand, denn er konnte die Uhr mit der Signatur des Kunden sofort liefern, indem er den Namen selbst auf das Zifferblatt schrieb.

Wie beliebt die eigenen Namen auf den Zifferblättern der Comtoise Uhren waren, lässt sich an der ungeheuren Vielfalt der uns begegnenden Signaturen ablesen. Wenn es einige tausend Uhrmacher- bzw. Händlernamen gibt, die uns immer wieder begegnen, so gibt es hunderttausende einmalige Signaturen.

 

5) Um ein Jahr lang auf sein Geld warten zu können, musste ein Hersteller schon ein gutes finanzielles Polster haben. Da viele dies aber nicht hatten, gründeten sie mit anderen Händlern Gesellschaften, um gemeinsam das notwendige Kapital aufzubringen.

Schon im Jahr 1780 gründeten zwei Uhrenhändler aus Morbier, Joseph Romanet und Jean Baptiste Bailly-Maître, eine Gesellschaft. Zwischen 1810 und 1850 wurden im Kanton Morez 50 solcher Gesellschaften gegründet. Da praktisch jede Familie in Morez auf irgendeine Weise mit der Uhrenfertigung verbunden war, wurde das notwendige Kapital oftmals auch durch die Zusammenführung von Familien in Folge von Heirat beschafft.

 

Es ließen sich auch Familienmitglieder der Etablisseure aus Morez in anderen Städten nieder, z.B. Mayet cadet in Toulouse ( vgl. Abb. Nr.  24 CUM / Band 1 ). Aber auch andere aus Morez geläufige Namen finden sich als Signaturen auf Comtoise Uhren, wie z.B. Morel à Roanne, Morel Fils à Montbrison, Morel Cadet à Montbrison  ( vgl. Abb. Nr. 74 CUM + Nr. 129 CUM / Band 1 ), Morel Fils Cadet à Montbrison 

( vgl. Abb. Nr. 152 CUM /Band 1 ),  Bailly Fils à Dijon ( vgl. Abb. Nr. 163 CUM + Nr. 179 CUM / Band 1 ), Bailly à Maringues ( vgl. Abb. Nr. 174 CUM / Band 1 ), Bailly à Montmarault ( vgl. Abb. Nr. 133 CUM / Band 1 ), Bailly à Figeac ( vgl. Abb. Nr. 301 / Band 1 ), Girod à Avignon, Jobez Hger à Montelimar, Malfroy à Morez, Malfroy à Macon, Malfroy à  Chambery ( vgl. Abb. Nr. 304 / Band 1 ), Bailly Horloger à Maringues, Bailly fils cadet à Marcigny, usw. usw. 

In diesen Fällen blieb der Gewinn sozusagen in der Familie.

 

Auffällig sind in diesem Zusammenhang auch Signaturen von typischen Schwarzwälder Namen auf den Emailzifferblättern von Comtoise Uhren, wie z.B. Blessing-Perchet à Poncey, Ignace Dilger à Compiegne, Adam Dold à Montereau, Dold à Nancy, Auguste Dold à Chartres, Severin Dold à Bonneval, Gaspard Fernbach à Nevers, R.Fernbach à Auxerre, Sigismund Hilser à Colombey,  Jacob Hock à Chartres, Maurice Grieshabert à Montereau, Jh. Hettich à Reims, Ottmar Hettich à Nancy, Jh. Kaiser à Verdun,  Jh. Ketterer à St.Julien, Meyer à Châlon sur Sâone, Primus Ketterer à St.Amand, Charles Kienzle à Pont à Mousson, Kienzler à Poitiers, Kienzeler à Poitiers, Jean Kinzler à Mantes, Aloise Kleiser à Montlucon, Joseph Pfaff au Mans, Joseph Pfaff à Neufchateau,  Frédéric Pflüger à Crespy, Dominique Singler à Bar sur Aube, Benoit Schätzlé à Auxerre, Schandelmeyer à St.Martin, Charles Scherzinger à Montargis, Schertzinger à Chatillon, Gilbert Scherzinger à Vendome, A.Schmieder à Châtellerault, Michel Selb à Montlucon, André Speth à la Charité, Schmidt à Bar-/s/-Aube, Engelbert Tritschler à Pont à Mousson, Blaise Werlé à Sens, Georges Werlé à Coulommiers aber auch Georges Verlé à Coulommiers,  Villmann Hétich à Rambouillet,  Aaron Wintermantel à Nevers, Zähringer à Mussidan, usw. usw., die man auch öfter findet, was bedeutet, dass auch diese Leute Dépôt-Vente betrieben. Auf die Konkurrenzsituation zwischen Schwarzwälder Uhren und Comtoise Uhren komme ich später an anderer Stelle noch einmal zurück.

Diese Signaturen finden wir auf den Emailzifferblättern ganz normaler Comtoise Uhren. Es ist anzunehmen, dass es sich bei diesen Schwarzwäldern um ehemalige Verkäufer von Schwarzwälder Uhren in Frankreich handelt, die dann in Frankreich sesshaft wurden und schließlich auch die Produkte des Jura verkauften. Im Band II "Die Uhrenmacher des hohen Schwarzwaldes und ihre Werke" von Gerd Bender können wir auf Seite 269 lesen: "Ebenso bescheiden und sparsam waren die frühen Uhrenträger bezüglich ihrer Kleidung. Weitaus die meisten behielten ihre alte heimatliche Tracht bis in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts bei. Trotz ihrer einfachen Kleidung waren diese Händler allerorts geachtete Leute, die sowohl ihren geringen Aufwand in den Gasthäusern des Handelslandes, als auch den Warenvorrat beim Uhrmacher in der Heimat stets pünktlich und redlich beglichen. Mit der Zielsetzung, sich in der Heimat zu verheiraten ( im Ausland war es ihnen verboten ), und mit einem mehr oder weniger großen Vermögen Hofbauer zu werden, wurde das verdiente Geld fast ausnahmslos mit nach Hause gebracht. Mit dieser außergewöhnlichen Zurückhaltung und Sparsamkeit verfolgte aber der "knitze Wälder" noch eine andere Absicht. Die Behörden der Handelsländer sollten möglichst wenig Notiz von den schlichten Schwarzwäldern nehmen, deren scheinbar kümmerliches Fortkommen eher Mitleid erregte, um unliebsamen Handels- und Reisebeschränkungen aus dem Wege zu gehen. Auch die einheimischen Kaufleute sahen dadurch in den bescheidenen Uhrenhändlern vom Schwarzwald keine besondere Konkurrenz."

Einer, der sozusagen Verrat an der Heimat beging, war Markus Dorer ( vgl. die Abbildung einer Comtoise Uhr auf Seite 142 ), ein Uhrenhändler aus Schönwald, der sich in Frankreich niederließ und heiratete und dessen Urenkel daselbst noch vor 30 Jahren ein Uhren - und Juweliergeschäft betrieb, vgl. Gerd Bender, "Die Uhrenmacher des hohen Schwarzwaldes und ihre Werke", Bd.II, Seiten 304 + 305.

Es scheint wohl noch mehr Verräter gegeben haben, denn bei den vielen Schwarzwälder Familiennamen, die wir auf Comtoise Uhren finden, werden die Dinge wohl ähnlich gelegen haben.

Schwarzwälder Uhrenverkäufer hatten sich in Frankreich niedergelassen, entweder um eine Niederlassung für den organisierten Vertrieb der Schwarzwälder Uhren zu gründen oder aber, weil sie ihrem Herzen gefolgt waren und sich in eine Französin verliebt hatten. Wir finden heute Comtoise Uhren mit Schwarzwälder Namen auf den Zifferblättern und Schwarzwälder Uhren mit Comtoise Gesichtern in Stuck oder mit Messingumrandungen mit Schwarzwälder Namen auf den Zifferblättern. Sicherlich ist es sehr selten, wenn man dann wirklich Comtoise und Schwarzwälder Uhren mit identischen Signaturen findet. Sehen Sie deshalb die Abbildungen Nr. 366 / Band 1 und Nr. 224 CUM / Band 1.

Sicherlich wird es für andere Schwarzwälder Namen wie z.B. der Blessings, Dolds, Hilsers, Hettichs, Kienzles, Wehrles usw. ähnliche Doubletten geben.

 

Allein diese Verbindungen des Schwarzwalds mit dem Hohen Jura sind sicherlich eine eigene tiefgreifende Untersuchung wert  und wären  für  ambitionierte  Schwarzwälder  und / oder Comtoise Uhrenfreunde

interessant.

 

Es gab also eine Vielzahl von örtlichen Uhrmachern oder Händlern, die stets Mengen an Comtoise Uhren orderten. Aus jahrzehntelanger Erfahrung findet man mehr signierte Uhren aus dem Süden und Südwesten Frankreichs als aus dem Norden, also eher eine Signatur aus Angoulème, Castres, Clermont- Ferrand oder St.Etienne usw, als aus Nancy, Metz, Thionville oder Reims. Große Kunden, die eine Vielzahl signierter Uhren bestellten, wurden sicher durch die "Roulage" aus Morez beliefert, während eine Kleinbestellung, d.h. vielleicht nur eine einzelne Uhr, über die normale "Roulage" der Grandvalliers abgewickelt worden sein dürfte

Es ist ganz sicher anzunehmen, dass die Roulage der Uhrenhersteller den bewährten Pfaden der Roulage der Grandvalliers folgten. Einer der wichtigsten Absatzkanäle des 18. und frühen 19. Jahrhunderts war in diesem Zusammenhang der jährliche große Markt von Beaucaire ( Dept. Gard ) an der Rhône, der seinen Höhepunkt im 18. Jahrhundert hatte. Für die damalige Zeit wurde hier ein gigantischer Markt abgehalten, der teilweise bis zu 300.000 Besucher hatte. Das Umsatzvolumen dieses Markts während 10 Tagen im Juli war vergleichbar dem der Hafenstadt Marseille während des ganzen Jahres. Der Markt war so wichtig, dass Händler aus Tunis, Alexandria, Syrien und Konstantinopel, Händler aus Italien, Spanien, Portugal und England, ja selbst aus Deutschland kamen, nicht zu vergessen die französischen Händler aus allen Landesteilen. Dieser Markt stellte somit eine perfekte Plattform dar, um Kontakte nach anderen Ländern zu knüpfen.

Wem es hier während der Markttage nicht gelang, entsprechende Kontakte zu knüpfen, dem bleib nichts anderes übrig, als selbst die Länder zu bereisen, in denen er seine Uhren absetzen wollte. Die Existenz solcher Reisen ist wahrscheinlich, aber schwer nachzuweisen, es sei denn, man findet darüber etwas in Firmenakten, sofern vorhanden. In seiner Arbeit berichtet Olivier allerdings auf Seite 244, dass z.B. die Fa.Prost & Lacroix aus Morez ein Büro in Konstantinopel hatte, was aus den Akten des Konkurses dieser Firma von 1874 hervorgeht.

 

Wenn man den Export der Comtoise Uhren nach anderen Ländern untersucht, dann wird man schnell feststellen, dass es keine konkreten Quellen gibt. In den Ausfuhrstatistiken werden die Uhrenarten nicht einzeln aufgeschlüsselt, so dass man auch keine konkrete Zahl für den Export von Comtoise Uhren herausarbeiten kann. Dass aber ein Export von Comtoise Uhren stattgefunden hat, kann man nur anhand einiger allgemeiner Erwähnungen in diversen Quellen und anhand einiger weniger bekannter signierter Comtoise Uhren nachweisen, die allerdings nicht häufig sind und keinerlei Rückschluss auf irgendeine Anzahl exportierter Comtoise Uhren zulassen. Man kann somit lediglich feststellen, dass ein Export überhaupt stattgefunden hat.

COPYRIGHT COMTOISE UHREN MUSEUM / BERND DECKERT

Bei Lequinio hatten wir gelesen, dass der Export in verschiedene Teile Europas stattfand. "J'ai dit que tout ce travail des montagnes en fer et en cuivre, est objet d'exportation dans les diverses parties de l'Europe;" "Ich habe gesagt, dass die gesamte Arbeit der Berge mit Eisen und Messing Gegenstand von Exporten in die verschiedenen Teile von Europa ist;"

 

Bei Pyot hatten wir in seiner Statistique Générale du Jura von 1838 gelesen: "Résumé des exportations.... Les ouvrages en fer mécanique. horloge, tourne-broche, boites à musique, etc., à l'intérieur du royaume et aux colonies". "Zusammenfassung der Ausfuhren:.... Die Arbeiten aus mechanischem Eisen, Uhren, Bratenwender, Musikdosen, etc., innerhalb des Königreichs und nach den Kolonien".

 

Bei Dubois hatten wir in seinen 'Lettres sur les Fabriques d'Horlogerie de la Suisse et de la France' von 1853 gelesen: "Depuis quelques années, la fabrication des horloges dans le Jura s'est beaucoup amélioré, et l'exportation qu'on fait annullement en Europe, et même dans les deux Amériques, est très considérable". " Seit einigen Jahren hat sich die Herstellung der Uhren im Jura viel verbessert, und die Ausfuhr, die man jährlich in Europa und selbst in den beiden Amerika macht, ist sehr beträchtlich".

Hier wird nicht nur von beträchtlichem Export, sondern von 'sehr beträchtlichem' Export gesprochen. Wir können aber leider daran nicht festmachen, wohin genau und wie viel exportiert wurde. Mit den beiden Amerika sind vermutlich Nord- und Südamerika gemeint.

 

Im Gewerbeblatt von 1854 hatten wir gelesen von "jenen soliden eisernen Gewichtuhren, welche in Frankreich, Belgien, Spanien, Italien ( namentlich in Savoyen ), auch in Hannover sich ein so großes Marktgebiet verschafft haben und dadurch dem Absatz der Schwarzwälder Uhren so gefährlich geworden sind".

 

Bei Audiganne findet sich der Satz:: "le pays étranger qui achète le plus les horloges moréziennes, c'est l'Espagne". Das ausländische Land, welches am meisten die Uhren aus Morez kauft, das ist Spanien".

 

Im "Comparée de 1867 à 1878. Horlogerie Francaise" stand geschreiben: "Les horloges de Comté, celles du moins intelligemment établies, constituent une branche d'industrie infiniment supérieure aux coucous ou horloges en bois de la forêt Noire.

Il faudrait peu de chose, de minimes perfectionnements, pour amener l'industrie morézienne à n'avoir à craindre dans son genre spécial aucune rivalité étrangère. Quelques efforts, nous le croyons du moins, lui ouvriraient plus large la voie de l'exportation".

"Die Comté Uhren, solche die wenigstens mit Intelligenz hergestellt sind, stellen einen Industriezweig dar, der den Kuckucksuhren oder Holzuhren des Schwarzwalds unendlich überlegen ist. Es würde wenig Grund, geringfügiger Vervollkommnungen bedürfen, um die Industrie von Morez zu veranlassen, irgendeine ausländische Rivalität in ihrem besonderen Genre fürchten zu müssen. Einige Anstrengungen, wir glauben es wenigstens, würden ihr weiter den Weg des Exports öffnen".

 

Noch um 1880 fühlte man sich den Schwarzwälder Uhren qualitativ derart überlegen, dass man durch einige Anstrengungen den Export weiter würde steigern können. Anscheinend forcierten die Hersteller aus Morez nach Meinung des damaligen Verfassers den Export nicht ausreichend, so dass noch Spielraum für Steigerung war.

 

Wird es möglich sein, anhand vorhandener Uhren mit ausländischen Signaturen einen Export in bestimmte Länder zu belegen, so bleiben wir beim Exportvolumen auf reine Schätzungen angewiesen.

 

Insgesamt kann man also nur festhalten, dass Export anhand einiger weniger Erwähnungen in Quellen aus dem 19. Jahrhundert, von Kontakten in andere Länder und uns bekannten nicht französisch signierten Uhren bestand..

 

In der bisherigen Literatur über Comtoise Uhren finden sich folgende Uhren mit ausländischen Signaturen, so dass also eindeutig ein Export nachgewiesen werden kann.

 

Bei Bollen findet sich keine Uhr mit einer ausländischen Signatur, er berichtet aber auf Seite 11, dass nach 1830 Comtoise Uhren in andere Länder exportiert wurden ( Lequinio berichtet uns um 1800 bereits von bedeutendem Export ) und erwähnt Spanien, aber auch Japan, wohin man speziell für diesen Markt gefertigte pornographische Mechanikpendel verkaufte, die allerdings in Europa nur von Abbildungen bekannt wären. Weder ein entsprechendes reimportiertes Pendel aus Japan ist mir bekannt, noch eine Abbildung. Bollen gibt leider keine Quelle für diese Beschreibung an. Auch nach den Niederlanden wurden Comtoise Uhren exportiert, die dort dann unter dem Namen: Kühn, Amsterdam in den Handel kamen.

Auch spricht Bollen von Comtoise Uhren mit arabischen Aufschriften für die französischen Kolonien in Nord-Afrika und für Ägypten.

 

Bei Schmitt finden wir keine Abbildungen von Comtoise Uhren mit ausländischen Aufschriften.

 

Bei Maitzner/Moreau findet sich nur eine einzige Uhr auf Seite 421, Photo 474, mit türkischen Ziffern, die signiert ist: G.Süssmann à Caire ( Kairo ). Unter der '12' erkennt man arabische Schriftzeichen sowie ein Brillengestell. G.Süssmann war also vornehmlich Optiker in Kairo, der auch Uhren verkaufte.

Auf Seite 145 sehen Sie zwei Zifferblätter, die mit G.Süssmann au Caire signiert sind. Diese Signatur kommt sowohl auf Zifferblättern mit türkischen wie auch römischen Zahlen vor, wobei die arabische Signatur mit dem Brillengestell im Oberteil des Zifferblatts auf beiden Blättern identisch ist..

Eine Kombination von Optiker und Uhrmacher war im 19. Jahrhundert sehr verbreitet. Die französische Brillenindustrie, die auch stark exportorientiert war und die in dem Maße in Morez ihren Aufschwung nahm, in welchem die Comtoise Fertigung ihren Niedergang fand, und die Comtoise Uhren Herstellung benutzten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gemeinsame Absatzkanäle. Dass dies so gewesen sein muss, wird ganz schnell deutlich, wenn man sich Firmenkataloge aus dieser Zeit anschaut. In fast jedem Katalog finden sich sowohl Comtoise Uhren wie auch Brillen, siehe Abdrucke der Kataloge in den Anhängen.

Maitzner/Moreau berichten weiter in der Beschreibung dieser Süssmann Uhr, dass man diese Uhren noch in den Moscheen antrifft, wo sie dazu dienten, dem Muezzin 5 mal am Tag die Zeit anzugeben, an welchen er die Gläubigen zum Gebet rufen musste.

 

Bezüglich der türkischen Ziffern führt Olivier auf Seite 244 aus, dass es sich genauer gesagt um 'indische Ziffern' handelt. Diese wurden im vorderen Orient benutzt, insbesondere in Ägypten, Syrien und Libanon, im Maghreb sind sie nicht vorhanden. In der Tat ist das Grabmal von Moulay Ismail in der alten Königstadt Meknes von zwei Comtoise Uhren der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts flankiert. Ich nehme an, dass die Uhren Zifferblätter mit römischen Zahlen haben. Fotos dieser beiden Uhren würden in einer nächsten Auflage dankbar als Beweis zusammen Aufnahme finden.

Auch im Comtoise Uhren Museum gibt es eine Uhr mit römischen Zahlen, welche signiert ist: Sultan et Cie., Fez. vgl.  Abb. 192 CUM / Band 1.

 

Bergmann berichtet auf den Seiten 471 - 473 über einige Comtoise Uhren, die sich in syrischen und ägyptischen Moscheen befinden. Auch in der buddistischen Tempelanlange WAT PO Bangkoks gibt es zwei Comtoise Uhren, vgl. Bergmann Seite 473.

 

Bei Bergmann finden wir einige Uhren mit ausländischen Signaturen aus Spanien und Portugal, wie z.B. auf Seite 93, Ab. 62 eine Uhr mit Signatur: Planas Barcelona, auf Seite 470, Abb. 428 mit Signatur: Anfrunt Barcelona, auf Seite 470, Abb. 429 mit Signatur: Dn José Serradora Chco Sno de Castelltersol, auf Seite 469, Abb.427 mit Signatur: Jérémie Girod Porto.

 

Im Comtoise Uhren Museum Düsseldorf finden Sie folgende Uhren:

vgl. Abb. 165 CUM / Band 1.  Clerc Horloger de Genève

vgl. Abb. 192 CUM / Band 1. A. Sultan Fils & Cie  FEZ

vgl. Abb.   83 CUM / Band 1.Zifferblatt mit türkischen Ziffern. Petite Sonnerie auf 2 Glocken.

 

Spanien war sicherlich das Land, nach welchem die Comtoise Uhren am häufigsten exportiert wurden. Nach Aussagen eines spanischen Uhrmachers, der schon häufig spanisch signierte Comtoise Uhren in seiner Werkstatt hatte, tragen die meisten Comtoise Uhren Signaturen von Händlern aus Burgos und Leon. Sehen Sie die Abbildungen Nr. 367  und 368 / Band 1. Pujol Plaza del Vino en Gerona  und Manuel Arrazate Motrico.

Der Export von Comtoise Uhren hatte wie auch viele andere Waren mit Zöllen zu kämpfen, welche den Einkaufspreis des Erwerbers im Ausland erhöhte. Wenn schon Zollabgaben für den Export von Comtoise Uhren nach Spanien extra aufgeführt wurden, so darf man doch davon ausgehen, dass auch ein entsprechender Export stattgefunden hat. In der "REVUE CHRONOMÉTRIQUE , Journal De L'Horlogerie Francaise, Volume X -XIV, Paris, 1878/79 - 1886/87, finden Sie Artikel, in welchen es um Zollabgaben auf Comtoise Uhren bei Export nach Spanien geht.

Wenn wir in Spanien und Portugal Comtoise Uhren finden, so ist auch anzunehmen, dass wir in den Kolonien dieser Länder ebenfalls Comtoise Uhren finden können, da die Länder das Monopol für den Export in ihre Kolonien hatten.

In Mittelamerika, speziell natürlich in Mexico, dürften also Comtoise Uhren zu finden sein. Auch hier möchte ich auf die Aussage eines Uhrmachers aus Mexico-City verweisen, der mir versicherte, dass er in seiner Werkstatt schon Comtoise Uhren mit mexikanischer Signatur zur Reparatur hatte. Im Anhang II sehen Sie auf den Seiten 64 + 65  ein Katalogblatt aus dem Jahre 1904, welches beweist, dass man auch in Mexico Comtoise Uhren verkaufte.

 

Wenn wir schon Comtoise Uhren mit Signaturen aus Portugal finden, so dürfen wir auch brasilianische Signaturen erwarten.

Bei Jean-Marc Olivier finden wir auf Seite 257/258 ein Zitat aus dem "Annuaire du Jura", 1847, p.47, note de 1845.

Zitat: "les divers produits de l'horlogerie se débitent dans le Jura, l'intérieur de la France, la Suisse, le Piémont, l'Espagne, les colonies francaises et jusque dans le Brésil et les États-Unis." " Die diversen Produkte der Uhrmacherei wurden im Jura, im Innern Frankreichs, in der Schweiz, im Piemont, in Spanien, in den französischen Kolonien und bis nach Brasilien und nach den Vereinigten Staaten vertrieben."

 

Im Katalog O TEMPO NAO PARA setembro de 2000 a marco de 2001 des  Museu Historico Nacional  von Rio de janeiro sind 2 Standuhren abgebildet, welche mit Comtoise Werken ausgestattet sind.

Sehen Sie die beiden Abbildungen dieser Uhren auf  Seite 146.

 

Nicht nur in Afrika und Asien besaß Frankreich Kolonien, sondern auch in der Neuen Welt.

Napoleon I. verkaufte im Jahr 1803 den Staat Louisiana, ein 2,1 mqk großes Gebiet von New Orleans bis an die kanadische Grenze, im "Louisiana Purchase" für 15 Millionen Dollar an den amerikanischen Präsidenten Jefferson, wodurch sich das damalige Staatsgebiet der USA verdoppelte. Von 1763 bis 1801 war Louisiana allerdings unter spanischer Herrschaft, die Napoleon aber 1801 wiedererlangte. Im ehemaligen Gebiet von Louisiana könnten also Comtoise zu finden sein, sowohl aus der Zeit, als es französische wie auch spanische Kolonie war.  Aber auch aus der späteren Zeit, als es dann zu den Vereinigten Staaten gehörte, können Comtoise erwartet werden, denn in der Quelle von 1847 werden die Vereinigten Staaten ausdrücklich genannt. Auch hier muss ich im Moment auf die Aussage eines Uhrmachers aus South Carolina verweisen, der mir versicherte, entsprechende Uhren in der Vergangenheit repariert zu haben.

 

Sicherlich sind auch im französisch sprechenden Teil von Kanada Comtoise Uhren zu erwarten.

Ein Kunde aus Montreal berichtete mir auch von Comtoise Uhren mit entsprechenden Signaturen, die er schon bei seinen Kunden gesehen hätte.

 

Auch in anderen französischen Kolonien, insbesondere in Nord Afrika, finden wir entsprechende Comtoise Uhren. Speziell in Algerien, welches ab 1830 französische Kolonie wurde, finden wir Comtoise Uhren, denn im 19. Jahrhundert wanderten sehr viele Franzosen nach Algerien aus. Allein aus der Franche-Comté sind einige tausend Menschen ausgewandert, es gab sogar zwei Orte, nämlich Vesoul-Benian und Bou-Medfa, die allein mit Franc-Comtoisern besiedelt wurden, vgl. M.Broutet, L'Émigration Franc-Comtoise en Algérie au XIXe Siècle. Société d'Émulation du Jura, 1965.

Algerien wurde später sogar wie ein französisches Departement verwaltet, war also sozusagen französisches Staatsgebiet, und auf französischem Staatsgebiet dürfen wir sicher Comtoise Uhren mit entsprechenden Signaturen erwarten.

 

Nachstehende Abbildung zeigt Ihnen eine Comtoise Uhr mit einer algerischen Signatur auf dem Zifferblatt..

COPYRIGHT COMTOISE UHREN MUSEUM / BERND DECKERT

Grundsätzlich darf man davon ausgehen, dass in allen französischen Kolonien Comtoise Uhren zu findden sind.

 

Zum Schluss möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, die mir im Jahre 1992 oder 1993 in Hongkong, als ich dort an der Watch and Clock Fair ausstellte, widerfahren ist. In einem Antiquitätenladen an der Ladder Street entdeckte ich eine chinesische Comtoise Uhr. Ein übliches 11 Zoll Comtoise Werk saß in einem wunderschönen geschnitzten chinesischen Gehäuse, welches auf Maß für dieses Uhrwerk gefertigt worden war, alles passte zusammen. Nachdem ich den Preis, umgerechnet ca. DM 1000,00, von der Verkäuferin erfragt hatte, bat ich mir einen Tag Bedenkzeit aus, denn erst musste ich mit meinem Spediteur wegen der Transportkosten nach Deutschland verhandeln. Ein spontaner Kauf schied leider aus. Als ich dann am nächsten Tag wieder in den Laden zurückkehrte, um die Uhr zu kaufen, wurde mir nun der zehnfache Preis für die Uhr genannt, versehen mit der Bemerkung, dass bei Nennung des Preises am Vortag sich die Dame leider geirrt hätte.

 

Als Europäer in Hong Kong muss man schnell lernen, entweder spontan zu kaufen oder aber für seine Einkäufe chinesische Freunde, sofern man solche hat, vorzuschicken.

Schade, denn die Uhr wäre heute ein Prunkstück des Comtoise Uhren Museums.

Diese Comtoise Uhr hatte keine chinesische Signatur, sondern eine französische. Aus welchen Gründen auch immer sie nach Hong Kong gekommen und dort dann in ein Gehäuse eingebaut worden war, sie war kein regulärer Export gewesen, sondern ein Franzose hatte sie aus Frankreich mitgebracht.

 

 

Mit Fortschreiten der Industrialisierung in Europa wurden große nationale und internationale Leistungsschauen veranstaltet, an welchen die Hersteller ihre Produkte präsentieren konnten. Diese Leistungsschauen waren natürlich eine ideale Plattform, um im Inland Kontake in ausländische Märkte zu knüpfen.

 

Hierzu hatten wir bei Pierre Dubois in seinen "Lettres sur les Fabriques D'Horlogerie et la Suisse et de la France von 1853 gelesen:

„Aujourd'hui Morez est le centre d'un commerce très important. Plusieurs horlogers de cette ville ont concouru avec succés à l'Exposition universelle: ce sont MM.Bailly père et fils, Chavin, Clément et Bourgeois. On compte dans cette meme ville environ cinquante établisseurs ou marchands d'horloges de toute espèce, de fabricants de musique mécaniques, de tourne-broches, etc. Ces honorables et habiles industriels occupent dans l'intérieur de la ville et dans les villages circonvoisins, plusieurs centaines d'ouvrier dans tous les genres.“

 

Heute ist Morez das Zentrum eines sehr wichtigen Handels. Mehrere Uhrmacher dieser Stadt haben mit Erfolg an der Weltausstellung konkurriert; es sind die Herren Bailly Vater und Sohn, Chavin, Clément et Bourgeois. Man zählt in dieser selben Stadt ungefähr fünfzig Unternehmer oder Händler von Uhren jeder Art,von Fabrikanten mechanischer Musik, von Bratenwendern etc. Diese ehrenwerten und geschickten Industriellen beschäftigen im Innern der Stadt und in den umliegenden Dörfern mehrere hundert Arbeiter jeder Art.

 

Bei E.Lebon hatten wir in seinen "Etudes Historiques, Morales Et Statistiques Sur L'Horlogerie En Franche-Comté" von 1860 gelesen:

 

„On le voit, le Jura ne produit que de la grosse horlogerie. Morez et ses environs ne furent représentés à l'exposition universelle de 1855 que par dix exposants, dont un seul pour la fabrication des montres, M. Bousset, de Bois-d'Amont. Le département n'obtint que deux mentions honorables pour l'horlogerie: l'une fut décernée à M.Bousset, et l'autre à la maison Bailly-Comte-Renaud, dont l'un des membres devait bientot fonder une école d'horlogerie à Morez, ainsi que nous le verrons (1).“

 

Man sieht es, der Jura produziert nur große Uhren. Morez und seine Umgebungen waren an der Weltausstellung von 1855 nur durch zehn Aussteller vertreten, darunter nur ein einziger für die Herstellung von Taschenuhren. Herr Bousset aus Bois-d'Amont. Das Departement erhielt nur zwei ehrenwerte Erwähnungen für die Uhrenmacherei: eine wurde an Herrn Bousset verliehen und die andere an das Haus Bailly-Comte-Renaud, von dem eines der Mitglieder bald eine Uhrmacherschule in Morez gründen musste, wie wir es sehen werden (1).

 

(1) L'industrie horlogère du Jura ne fut représentée à l'exposition de Londres 1851 que par trois maisons: M.Léon, Bourgeois-Chavin, Bailly père et fils, de Morez. M.Boyer, de Dole, exposa une montre à longue marche, brevetée. Ce travail n'avait pas de rapport avec les horloges dites de Comté.

(1) Die Uhrenindustrie des Jura wurde an der Ausstellung von London 1851 nur von drei Häusern repräsentiert: M.Léon, Bourgeois-Chavin, Bailly père et fils, de Morez. M.Boyer, aus Dole, stellte eine langlaufende patentierte Taschenuhr aus. Diese Arbeit steht nicht im Zusammenhang mit den so genannten Comté Uhren.

 

Seite 271+272.

La Franche-Comté était représentée par quarante-huit fabricants d'horlogerie à l'exposition de Paris, dont douze pour le Jura et trente-six pour le Doubs......Sur les douze exposants du Jura, M.Rousset, de Bois-d'Amont, avait seul envoyé de montres; tous les autres, de l'horlogerie dite de Comté: MM.Bailly-Comte père et fils, Chavin âiné, Lamy, Lamy-Joz, Lamy-Lacroix, Morel, Paget-Morel, Reydor, Romanet, Eléonore Paget, de Morez; Fumey, de Foncine-le-Haut.

 

Die Franche-Comté wurde an der Ausstellung von Paris durch achtundvierzig Uhrenfabrikanten repräsentiert, davon zwölf aus dem Jura und sechsunddreißig aus dem Doubs.....Unter den zwölf Ausstellern des Jura war Herr Rousset aus Bois d'Amont der einzige, der Taschenuhren geschickt hatte; alle anderen hatten die so genannten Comté Uhren geschickt: Die Herren Bailly-Comte Vater und Sohn, Chavin der Jüngere, Lamy, Lamy-Joz, Lamy-Lacroix, Morel, Paget-Morel, Reydor, Romanet, Eléonore Paget von Morez; Fumey, von Foncine-le-Haut.

 

Wenn an der Weltausstellung von 1855 in Paris 12 Aussteller aus dem Jura teilnahmen und Comté Uhren zeigten, so belegt diese Teilnehmerzahl auch den Höhepunkt der Comtoise Uhren Fertigung des 19. Jahrhunderts, denn an allen nachfolgenden Weltausstellungen in Paris von 1867, 1878, 1889 und 1900 waren wesentlich weniger vertreten, an der Weltausstellung von 1900 kein einziger mehr.

 

Schauen wir uns die obigen Namen an, so begegnen uns einige dieser Namen auch im Zusammenhang mit der Fertigung von Gebäude- und Turmuhren sowie von Brillen. Zum Beispiel sind die Firmen Bailly-Comte, Lamy et Lacroix, Reydor oder Fumey für die Fertigung dieser Art Uhren bekannt,

Lamy, Lamy-Lacroix sind aber auch für Brillenfertigung bekannt.

In den meisten Katalogen, die Sie komplett abgedruckt im Anhang finden, werden hauptsächlich Comtoise Uhren, aber eben auch Comtoise Gebäudeuhren/Turmuhren, Bratenwender und Brillen angeboten.

Gebäudeuhren und Turmuhren Comtoiser Bauart werden in einem nachfolgenden separaten Kapitel behandelt.

 

Ein ganz entscheidender Aspekt, den Vertrieb der Comtoise Uhren betreffend, war die Konkurrenzsituation zwischen Comtoise und Schwarzwald Uhren. Nun war es aber anscheinend nicht so, dass nur die Franzosen den Absatz  ihrer Comtoise Uhren durch die Schwarzwälder Uhren bedrängt sahen. Umgekehrt scheint dies auch der Fall gewesen zu sein, zumindest im Jahrzehnt zwischen 1850 und 1860, für den die nachfolgende Quelle Bedeutung haben dürfte.

Im "Gewerbeblatt für den Schwarzwald, III. Jahrgang No.19. Furtwangen, den 10.Septbr.1854

Die Uhrenfabrikation in Morez", lesen wir.

 

"Morez (im Departement du Doubs) mit seiner Umgebung ist der Sitz der Fabrikation der sog. Franche=Comte=Uhren, jener soliden eisernen Gewichtuhren, welche in Frankreich, Belgien, Spanien, Italien ( namentlich in Savoyen), auch in Hannover sich ein so großes Marktgebiet verschafft haben und dadurch dem Absatz der Schwarzwälder Uhren so gefährlich geworden sind.

 

In Morez und Umgebung beschäftigt man sich nicht bloß mit der Verfertigung von gewöhnlichen Uhren, auch Thurmuhren, Reiseuhren, Regulatoren mit und ohne Compensation werden dort verfertigt und neben vielen anderen Dingen aus Metall, überhaupt fast alle Sorten von Bewegungsmechanismen. Es mögen etwa 12,000 Personen dabei thätig sein, jährlich jene 60,000 Uhren, 20,000 Bratenwender, 3 Millionen Brillengestelle, 60,000 Zifferblätter etc. herzustellen, die von Morez aus verkauft werden".

 

Sehr interessant wäre es sicherlich, eine Comtoise aus Hannover zu finden. Die obige Quelle erwähnt doch ausdrücklich, dass Comtoise Uhren dorthin verkauft wurden.

Im Comtoise Uhren Museum gibt es eine bergische Standuhr mit einem Comtoise Uhrwerk aus der Zeit um 1900. Das Comtoise Uhrwerk hat eine extrem lange Hammerachse, damit diese durch das Gehäusedach herausragen kann, da die bergischen Uhren die Glocke oben offen auf dem Gehäuse trugen. vgl. Abb. Nr. 101 CUM / Band 1.

 

Ein ganz natürliches Absatzgebiet für die Schwarzwalduhren, sozusagen vor der Haustüre, war Frankreich und es wurden auch hunderttausende von billigen 12 und 24 Stundenuhren bei der Landbevölkerung abgesetzt. In verschiedenen Quellen hatten Sie bereits gelesen, wie selbst die Franzosen diese Uhren als minderwertige Erzeugnisse gegenüber ihren eigenen Comtoise Uhren betrachteten. Den 12 und 24 Stundenuhren hatten und wollten wohl die Franzosen nichts entgegenzusetzen, denn sie fertigten ausschließlich 8 Tage Uhren und die Produktion war in der 1..Hälfte des 19. Jahrhunderts so stark steigend, dass sie vermutlich gar nicht die Kapazität hatten, weitere einfachere Uhrentypen in riesigen Mengen zu fertigen. Die 12 und 24 Stundenuhren waren die billigsten und minderwertigsten Uhren, wobei man dieses Urteil allerdings nur fällen kann, wenn man sie im Vergleich zu den qualitativ hochwertigen und teureren Comtoise Uhren sieht.

Eine Schwarzwälder 8 Tageuhr ist äußerlich von einer 12 oder 24 Stundenuhr kaum zu unterscheiden. Ein Uhrenkenner sieht natürlich sofort den Unterschied: Aufzugslöcher im Zifferblatt bei einer 8 Tage Uhr, die bei den 12 und 24 Stundenuhren fehlen. Ein französischer Kunde musste sich also zwischen einer qualitativ hochwertigen 8 Tage Comtoise Uhr oder einer qualitativ minderwertigen Schwarzwald Uhr entscheiden, wobei die Schwarzwald Uhr den qualitativ minderwertigen Eindruck hinterließ, egal ob 12 oder 24 Stunden oder 8 Tage.

Die Schwarzwälder 8 Tage Uhr war natürlich teurer und stand mit der Comtoise Uhr in direktem Wettbewerb. 

Die Schwarzwälder Uhrenverkäufer, wobei hier das Bild vom ambulanten Uhrenverkäufer durchaus stimmt, wenn es um den Verkauf der eigenen Schwarzwälder Uhren geht, mussten sich also etwas einfallen lassen.

 

Und die Schwarzwälder Uhrenverkäufer ließen sich etwas einfallen, indem sie nämlich die aus Messing geprägten Zierbleche direkt auf ihre Uhrwerke aufschraubten oder das Design in Stuck kopierten. Die Messing geprägten Zierbleche der Comtoise Uhren waren von 1810/15 bis ca. 1860 in der Regel noch nicht bemalt. Mit dem ersten Erscheinen der Prachtpendel ab ca. 1860 begannen auch die Comtoise Hersteller ihren Kunden bemalte Uhren anzubieten. Die Schwarzwälder Uhren trugen jedoch traditionell bemalte Zifferblätter, die bei der französischen Landbevölkerung sehr beliebt waren, und wenn man nun Comtoise Design in Stuck kopierte, so wurde das Stuckdesign dann nicht nur goldfarben bemalt, um der kopierten Comtoise möglichst nahe zu kommen, sondern insbesondere die 4 Ecken um das Zifferblatt, in welchen meistens Blumen dargestellt wurden, wurden entsprechend bemalt. Bei den Messing geprägten Zierblechen sind im oberen Design oft Durchbrüche vorhanden, die natürlich beim Stuckdesign nicht dargestellt werden konnten, also als Fläche vorhanden waren, die dann auch farblich gefüllt wurden.

 

Eines der bekanntesten frühen Comtoise Motive mit Palmblatt und 2 Drachen wurde von dem Schildermaler Fidel Hepting aus Furtwangen um 1840 geschaffen, wie es im Buch 'Made in Furtwangen - Vom Hausgewerbe zur Uhrenindustrie' Furtwangen 2003 auf Seite 27 beschrieben wird. Ich denke jedoch, dass dieses Design etwa 5 - 10 Jahre früher kopiert wurde, da es bei Comtoise um 1840 nicht mehr aktuell war. Vergleichen Sie wegen der farblichen Gestaltung der Comtoise Stuckdesign Kopien auch die Abbildungen 406, 407 und 410 bei S. Bergmann auf den Seiten 452 - 454.

 

Vergleichen Sie bitte die  Abb. Nr. 345 / Band 1, die Ihnen ein kopiertes Design einer Comtoise Uhr zeigt, welches in Frankreich geschützt war. An den Stellen, an welchen beim französischen Original  die Schutzhinweise, wie Déposé und Brèveté eingeprägt sind, hat sich Hepting als Hersteller in Stuck verewigt. Sein Auftraggeber, der in Blois ansässige Schwarzwälder „Merz“ wurde ebenfalls in Stuck verewigt. Zusätzlich ist die Uhr dann auf dem Zifferblatt signiert mit:  J.Merz à Blois. Eine ziemlich dreiste Kopie einer französischen Comtoise Uhr. Der Kopierer Hepting  und sein Verkäufer Merz hatten anscheinend keine Konsequenzen in Frankreich zu befürchten, denn sonst hätten sie sich nicht so offensichtlich auf dem Zifferblatt dargestellt.

 

Auch bei Berthold Schaaf finden wir in seinem 1995 erschienenen Buch 'Schwarzwalduhren' diverse Abbildungen von 'Schwarzwälder' Comtoise Uhren, vgl. Abb. 34, 42, 43, 44, 49, 69 und 70. Abbildung 72 auf Seite 60 zeigt eine Rarität, die wohl jeden Comtoise wie Schwarzwalduhren Sammler begeistert. Zitat: " Vorderansicht des wohl einzigen von Lorenz Bob bekannten holzgespindelten Achttagewerks. Das Rechenschlagwerk auf Tonfeder mit Repetition des Stundenschlags gestaltete Bob nach dem Vorbild der Comtoise  Uhren mit der charakteristischen Schnecke auf dem Stundenrad und dem gabelförmigen  Abtasthebel für die Repetition".

Nachstehend können Sie das zweite bekannte von Lorenz Bob gefertigte holzgespindelte Achttagewerk mit Repetition des Stundenschlags betrachten.

Wie Sie sehen, kommt die Comtoiser Bauart sowohl bei 8 Tage wie auch bei 24 Stunden Uhren vor.  Wertete Berthod Schaaf sein abgebildetes Uhrwerk noch als das einzig bekannte Werk dieser Bauart, so muss man nun davon ausgehen, das Lorenz Bob evtl. einige hundert Stück solcher Werke gebaut hat. Aus der Nummer 214 auf dem Uhrwerk kann man natürlich nicht ablesen, ob es sich um 214 Stück und evtl.  mehr dieser Comtoiser Art gehandelt hat oder ob es sich um die Nummer 214 aller von ihm gefertigten Uhren handelt. Weitere Uhrwerke dieser Art von Lorenz Bob, die vielleicht noch unerkannt in irgendwelchen Sammlungen schlummern, könnten der Forschung dienlich sein.

 

Obwohl extrem selten, vielleicht bisher unerkannt und verkannt, zeigen diese Beispiele doch, dass man sich auf Schwarzwälder Seite durchaus Gedanken machte, wie der Export der eigenen Produkte in Frankreich durch dem französischen Markt angepasste Produkte verbessert werden konnte.

Auf solche Einzelstücke, auch wenn es sich um ein paar hundert Uhren in mehreren Jahren gehandelt hätte, hätten die Etablisseure in Morez wahrscheinlich nicht reagiert.  Es kamen aber jährlich tausende von Schwarzwalduhren in den französischen Markt, und jede verkaufte Schwarzwälder Uhr bedeutete den Verlust eines Kunden für eine Comtoise Uhr.  80% - 90% aller Schwarzwälder Uhrwerke waren allerdings 12 und 24 Stunden Werke. Wenn also 10% - 20% davon dann 8 Tage Uhrwerke waren, so stellte die Gesamtanzahl immer noch eine im Vergleich zu den produzierten Comtoise Uhren erhebliche hohe Anzahl dar.

Z.B. finden wir bei B. Schaaf 'Schwarzwalduhren' auf Seite 56 eine Zahl von ca. 150.000 Uhren , die um 1840 jährlich nach Frankreich exportiert wurden. Vorher auf Seite 52 hatten wir erfahren, dass der Anteil der 8 Tage Werke an der gesamten Schwarzwalduhren-Produktion bei nur 15% lag. 15% von 150.000 jährlich in Frankreich abgesetzter 8 Tage Uhren machen immer noch mehr als 20.000 Uhren aus, was etwa einem Drittel der Comtoise Uhren Produktion entsprochen haben dürfte.

Es ist auch anzunehmen, dass die Schwarzwälder 8 Tage Uhr speziell für den französischen Markt geschaffen wurde. Die 8 Tage Werke wurden mit Seilzug und Schlüsselaufzug durch das Zifferblatt gefertigt, sehr selten mit Kettenzug. Die Schwarzwälder Uhren hatten den Weltmarkt überflutet. Wenn jedoch heute 8 Tage Lackschilduhren wieder den Weg zurück nach Deutschland finden, so kommen diese Uhren fast ausschließlich aus Frankreich, mit Comtoise Motiven sowieso, während die 12 und 24 Stundenuhren aus vielen anderen Ländern kommen. Dies ist ein typischer, nicht auf Quellen, sondern ein empirischer, d.h. auf Erfahrung beruhender Beweis, den sicherlich auch andere Antiquitätenhändler bestätigen werden.

Im Gegensatz zu den hunderttausenden von Comtoise Uhren, die in den vergangenen 40 Jahren als antike Uhren Einzug in unsere Wohnungen fanden, haben wir in diesen letzten 40 Jahren nur wenige Schwarzwälder Uhren mit Comtoise Motiven gefunden, denn der Anteil an den für Frankreich gefertigten 8 Tage Uhren mag mit Comtoise Motiven bei ca. 5 - 10% gelegen haben, d.h. bei 1000 - 2000 Uhren, Basis 1840. Haben hunderttausende von Comtoise Uhren überlebt, weil sie solide aus Eisen und Messing gebaut waren, so haben von den überwiegend aus Holz gefertigten Uhren, die sicher auch in zigtausenden Exemplaren vorhanden waren, sehr viel weniger die Zeit aufgrund von Feuchtigkeit und Holzwürmern nicht überlebt.

COPYRIGHT COMTOISE UHREN MUSEUM / BERND DECKERT

Es gab 5 verschiedene Typen von Schwarzwälder 8 Tage Uhren mit Comtoise Design.

 

  1. Zuerst erschienen Uhren, deren Oberteile sich an die gegossenen Bekrönungen von Comtoise Uhren anlehnen, die es noch bis 1830, parallel zu den ersten geprägten zweiteiligen Zierblechen, gibt. Es sind Modelle mit einem barock geschwungenen Stuckzifferblatt, in dessen Giebel dann z.B. gekreuzte Geschützrohre hinter einem Schild mit Fahnen, Spießen, Trompeten und Helm dargestellt werden.  Das Zifferblattdekor weist neben den römischen Stundenzahlen immer die arabischen Viertelstundenangaben auf. Diese Uhren sind zeitlich in die Periode der Restauration von 1815 bis 1830 einzuordnen. 

vgl. Abb. Nr. 404 auf Seite 450 bei S. Bergmann,

vgl. Abb. Nr. 69 auf Seite 59 bei B. Schaaf.

 

  1. Geprägte Comtoise Zierbleche, zumindest die Oberteile davon, werden als Kopien in Stuck gefertigt . Diese Modelle kommen in der Zeit von ca. 1825 bis 1850 vor. Die älteren Uhren bis 1840/45 tragen Zifferblätter mit arabischen Viertelstundenangaben, wohingegen die Viertelstundenangaben dann nach ca. 1840/45 verschwinden. Bis ca. 1840 werden die Sonnenkopf - und Drachenmotive kopiert, danach dann auch Modelle der zahlreichen zwei - und einteiligen Messingzierbleche. Ein wunderschönes Beispiel ist die bereits oben erwähnte Kopie von Hepting  ( vgl. Abb. Nr. 345 / Band 1, der sogar seinen Namen in Stuck verewigte, genau an der Stelle, an welchem beim französischen Original der Schutzvermerk eingeprägt ist. Bei S. Bergmann wird dieses Modell auf Seite 454, Abb. Nr. 410 gezeigt, allerdings mit den französischen Schutzvermerken.  Nachstehend auf Seite 162 sehen Sie mit Abbildung Nr. 377 ein Prachtexemplar mit einer Napoleondarstellung. Nach 1850 werden keine Schwarzwälder Uhren mehr mit  Comtoise - Stuck - Design Zifferblättern  hergestellt.

vgl. Abb. Nr. 272 + 273 CUM / Band 1, vgl. Abb. Nr. 342 + 343 + 345 / Band 1,  

vgl. B. Schaaf, Abb. Nr. 43 Seite 42 und Abb. Nr. 49 Seite 46. vgl. die auf Seite 152 abgebildete Uhr von Lorenz Bob / Furtwangen, in deren Halbbogen  Löwen abgebildet sind. 

vgl. Made in Furtwangen, Abb. Seite 29,

vgl. S. Bergmann Abb. Nr. 406, 407 + 410, Seiten 452 - 454

 

3) Das Comtoise Design wird nicht in Stuck kopiert, sondern wird direkt auf das Zifferblatt aufgemalt, vgl. Abb. Nr. 344 / Band 1. Uhren dieser Art sind sehr selten.

 

  1. Parallel zu den aus Stuck gefertigten Comtoise Motiven erscheinen nun um 1840 Schwarzwälder Uhren, bei welchen geprägte Messingzierbleche direkt aufgeschraubt wurden, anfangs noch zeiteilig geprägte Modelle, dann nach 1843 auch einteilig geprägte Bleche.  Uhren dieser Periode besitzen niemals Zifferblätter mit arabischen Viertelstundenangaben.  Bis ca. 1880 finden sich Schwarzwälder Uhren mit aufgesetzten Comtoise Messingzierblechen.                                                                                                                                

 vgl. Abb. Nr. 347 - 353 / Band 1

 vgl. S. Bergmann Abb. Nr. 411 Seite 455, Abb. Nr. 412 Seite 456 und Abb. 414 Seite 457.

 

Die von Bergmann vertretene These, dass es sich bei Abb. Nr. 411 Seite 455 um eine Messingzifferblattumrandung aus deutscher Produktion mit eigenständig entworfenem Motiv für den französischen Markt handelt, halte ich für falsch. S.Bergmann schreibt auf Seite 451 in seinem Buch:

„ Messingzifferblattumrandung  mit  eigenständig  entworfenen  Motiven  für  den französischen Markt.

Comtoise-Uhren mit Messingzifferblattumrandung fanden grossen Anklang bei der französischen Landbevölkerung. Doch auch Schwarzwälder Uhrenhersteller wollten am Erfolg dieses Designs teilhaben. Sie schufen um 1830 für wenige Jahre Zifferblattprägungen mit Motiven, die den bekannten Comtoise Uhren sehr ähnlich waren und befestigten das geprägte Messingblech auf die Holzschilder. So wurde eine Idee aufgegriffen und durch eigene Kreativität entstanden neue Motive. Abb 411 zeigt eine Schwarzwalduhr mit einer Zifferblattumrandung aus geprägtem Messingblech mit dem Motiv „Siegesgötting verteilt Siegeskränze an die Stände“. Ebenfalls Kränze in den vier Ecken. Holzgespindeltes 8-Tagewerk, gegossene Messingzeiger.“ ( Zitatende). 

Bergmann spricht von  Prägungen, also Mehrzahl, nach 1830. Er führt als angeblichen Beweis dann nur dieses eine Motiv an und konstruiert sogar eine eigenständige Gruppe. Ein einzelnes Messingblech als Beweis für eine eigenständige Gruppe erscheint mir extrem zweifelhaft. 

Wenn es sich um eine zweiteilige Prägung aus deutscher Fertigung gehandelt hätte, dann sollte man doch annehmen,  auf anderen Schwarzwälder Uhren andere zweiteilig geprägte Messingzierbleche zu finden. Mir jedenfalls ist keine einzige Schwarzwälder Uhr mit einem anderen zweiteiligen Zierblech bekannt.

Es ist bisher nicht gelungen, eine Prägewerkstatt im Schwarzwald für solche Messingartikel nachzuweisen. Außerdem existierte die Fa. Carl Neufeld in Iserlohn zu diesem Zeitpunkt noch nicht, die allgemein als deutscher Lieferant von geprägten Messingumrandungen und Pendeln angesehen wird und die somit solche Artikel hätte liefern können, weder um 1830, wie Bergmann angibt.

Meiner Meinung nach handelt sich eindeutig um eine Prägung französischer Provenienz um 1840, welche um diese Zeit mit der erneuten Napoleon Begeisterung entstanden ist. Dieses Motiv ist extrem selten, aber es findet sich durchaus an Comtoise Uhren aus dieser Zeit montiert, wie Sie auf der Abbildung der Uhr Nr. 378 auf Seite 155 sehen können.

Wenn Sie die Abbildungen Nr. 36 CUM / Band 1 und Nr. 172 CUM / Band 1 mit diesem Motiv vergleichen, so fällt sofort auf, dass die äußere Einfassung mit den kleinen Sternen bei den Prägungen gleich ist.  

 

 

  1. Neben Stuckschildern, gemalten Schildern und den aus Messing geprägten Schildern gab es auch aus Eisenblech geprägte Schilder.  Abb. Nr. 346 / Band 1 zeigt Ihnen seine solche ungewöhnliche Uhr.  Das Eisenblech wurde mit Goldfarbe bemalt und erreichte damit schon eine sehr große Ähnlichkeit mit den aus Messing geprägten französischen Originalen.

 

Wohl bemerkt, es sind die Schwarzwälder Uhren Händler gewesen, die agiert haben, und es sind die französischen Etablisseure gewesen, die reagiert haben, was heißen soll, dass die Schwarzwälder begonnen haben, Comtoise Design zu kopieren, worauf die französischen Uhrenhändler versuchten, ihre Produkte zu schützen bzw. sie als die hochwertigere Qualität bewarben.

Da die Franzosen an der grundsätzlichen Konzeption, d.h. insbesondere an der Qualität  ihrer Uhren nichts verändern wollten oder konnten, um evtl. durch billigere Uhren preislich mithalten zu können, blieb ihnen nur die Möglichkeit, ihre eigenen Produkte zu schützen bzw. die Qualität gegenüber den anderen Uhren herauszustellen.

 

An zahlreichen Zierblechen und Pendeln finden wir eingeprägte Schriftzüge von 'Brèveté' oder Brèveté Déposé' oder 'Déposé'.

'Breveté'  steht hier für ein erteiltes Patent.

Déposé: vgl. Abb. Nr. 40 CUM, Nr. 44 CUM, Nr. 103 CUM, Nr. 106 CUM, Nr. 132 CUM, Nr. 164 CUM, 

Nr. 182 CUM, Nr. 183 CUM, Nr. 186 CUM, Nr. 188 CUM, Nr. 337, alle Bilder Band 1.

 

'Breveté Deposé' steht für angemeldetes Patent oder auch verkürzt nur 'Déposé' für angemeldet.

vgl. Abb. Nr. 43 CUM, Nr. 59 CUM  unter dem Ortsnamen auf dem Zifferblatt, Nr. 60 CUM, Nr. 85 CUM, alle Bilder Band 1.

 

Oftmals finden wir dann noch zusätzlich 'S.G.D.G.' oder auch 'Ss Gtie DU GOUVment', was heißen soll: 'Sans Garantie Du Gouvernement', d.h. 'Ohne Garantie des Staates'. Mit diesem Zusatz wird dann das 'kleine Patent' bezeichnet, welches wir mit 'Gebrauchsmusterschutz' übersetzen können.

vgl. Abb. Nr. 51 CUM, Nr. 55 CUM, Nr. 57 CUM unter der Zifferblattöffnung der Mondphase,  Nr. 61 CUM,  Nr. 62 CUM,  Nr. 63 CUM, Nr. 66 CUM, Nr. 107 CUM, Nr. 140 CUM, Nr. 163 CUM, Nr. 195 CUM, Nr. 200 CUM, Nr. 220 CUM, Nr. 264 CUM, Nr. 351 CUM, Nr. 367, Nr. 369, alle Bilder Band 1.

 

Brevet ( Patent ) mit Angabe der Patentnummer. Die entsprechende Uhr finden Sie in Band 1, Abb. Nr. 205 CUM.   

Auguste  Girod schraubte eine geprägte ovale Messingplakette auf die Käfigoberplatte mit folgendem Text: SONNERIE PERFECTIONNEE - BREVET  N 484 - AUG STE GIROD A MOREZ

Mit Nummer 484 ist nicht die Patentnummer gemeint, sondern die Uhr Nr. 484, die gemäß dieses Patents gefertigt wurde. Wenn Sie sich die Plakette ansehen, können Sie leicht erkennen, dass die Zahl 484 mit Punzen eingeschlagen wurde, wohingegen die anderen Angaben mit Prägung der Plakette entstanden.

Das Patent wurde am 31. August 1840 auf Dauer von 5 Jahren erteilt.

Auf Seite 158 finden Sie unter der Auflistung der Patente auch diesen die Fa. Girod betreffenden Eintrag.

 

1840.  31 août. - Girod, A. (Morez). - Brevet de 5 ans.

Système de sonnerie pour horloges dites comtoises. Le changement concerne les pièces de la cadrature, telle que le râteau ou échelle et le pièce tombant sur le limacon.

 

( 1840. 31 August - Girod, A. ( Morez ) - Patent auf 5 Jahre.

Schlagwerksystem für Comtoise Uhren. Die Veränderung betrifft die Teile der Kadratur, wie Rechen oder

Stufenleiter und das Teil, welches auf die Stundenstaffel ( Schnecke ) fällt ).

 

Einerseits sollten natürlich andere Hersteller abgehalten werden, die Modelle zu kopieren, bzw.  den Kunden sollte gezeigt werden, welcher Hersteller hinter dem angebotenen Produkt stand.

Ein Gebrauchsmusterschutz war sicherlich nur ein verkaufsförderndes Mittel, sicherlich kein rechtliches Mittel, um Kopien anderer Hersteller zu untersagen. Schwarzwälder Hersteller waren sogar so dreist, das französische Modell inkl. der Schriftzüge 'Déposè' und 'Breveté' in Stuck zu kopieren. vgl. Abb. 409 und 410 auf Seite 454 bei S. Bergmann.

COPYRIGHT COMTOISE UHREN MUSEUM / BERND DECKERT

Nach 1871 wurden dann in großen Mengen die Zierbleche und Pendel der Firma Carl Neufeld aus Iserlohn in Frankreich angeboten, wobei dies natürlich nur in Zusammenarbeit mit Etablisseuren aus Morez möglich war, die die Zierbleche auf ihre Werke schraubten und die Pendel anhingen. Die Pendel und Zierbleche von Carl Neufeld sind mit 'CN' gezeichnet, und oftmals finden wir sogar den Zusatz 'Déposé'. Auch Carl Neufeld ließ seine Entwürfe schützen, damit sie nicht durch französische Hersteller kopiert wurden.

vgl. Abb. Nr. 59 CUM, Nr. 77 CUM, Nr. 95 CUM, Nr. 157 CUM, Nr. 159 CUM, Nr. 182 CUM, Nr. 184 CUM,  Nr. 186 CUM, Nr. 347, alle Bilder Band 1.

Auf französischen Produkten finden wir als Antwort darauf dann eingeprägt 'fabrication francaise', womit man dann an das Nationalgefühl des französischen Kunden appellieren wollte. Nach dem verlorenen Krieg von 1870/71 und des Verlustes von Elsass/Lothringen an das Deutsche Reich sicherlich ein werbewirksamer Hinweis.

 

Einige Hersteller von Zierblechen und Pendeln signierten diese mit ihren Initialen und drückten dadurch natürlich auch aus, dass es sich um französische Produkte handelte und um dem Käufer auch die Qualität und Vielfalt der eigenen Produktion zu zeigen. Zum Beispiel finden wir die Initialen

D. Paget, vgl. Abb. Nr. 132 CUM,  Nr. 188 CUM, alle Bilder Band 1.

C.P. steht für Claude Paget, vgl. Abb. Nr. 55 CUM, Nr. 61 CUM, Nr. 79 CUM, Nr. 103 CUM, Nr. 364, Nr. 365,  alle Bilder Band 1.

L.P. steht für Leon Paget vgl. Abb. 63 CUM, NR. 96 CUM, Nr. 111 CUM, Nr. 185 CUM, alle Bilder Band 1. 

B. W. Paris vgl. Abb. Nr. 60 CUM,  Nr. 362, alle Bilder Band 1.               

vgl. Abb. 417, Seite 460 bei S. Bergmann. Dieses Modell ist ebenfalls in Band 1, Abb. Nr.348 zu sehen,

BW ( links ) und Paris ( rechts ) sind schwach zu erkennen.

 

Mancher Uhrenhändler beförderte sich zum Hersteller, indem er die Zifferblätter seiner Uhren entsprechend signierte. Ein bekanntes Beispiel, welches auch hin und wieder heute im Handel auftaucht, sind die Comtoise Uhren aus Dijon, welche signiert sind: Fabrique d'horloges de Bailly, Rue du chapeau rouge No. 11 à Dijon. Es ist nicht anzunehmen, dass Bailly in Dijon Uhrwerke produzierte, vielmehr werden wohl alle Teile aus Morez bezogen und in Dijon lediglich montiert worden sein, vielleicht wurden sogar die kompletten Uhren aus Morez bezogen und in Dijon wurde lediglich verkauft.

vgl. Abb. Nr. 163 CUM, Nr. 179 CUM, alle Bilder Band 1.

vgl. Abb. Nr. 425, Seite 468 S. Bergmann,

Auch in anderen Teilen Frankreichs gab es so genannte Uhrenfabriken, die entsprechend signierten, z.B. Baldy Fils à Salviac, vgl. Abb. Nr. 77 CUM, Nr. 161 CUM, Nr. 162 CUM, alle Bilder Band 1, zusätzlich sind hier noch Medaillen auf den Zifferblättern abgebildet, welche der 'Hersteller' auf nationalen Leistungsschauen erhalten hatte, oder  Fabriques d’horloges  Rousseau Frères à Avallon, vgl. Abb. Nr. 166 CUM / Band 1.

Wenn ein Hersteller auf sein Zifferblatt schon den Vermerk ausschreibt 'Véritable Pièce de Victor Jacquin à Foncine-le-Haut’ so zeigt dies doch eindeutig das Bemühen, sich von der Konkurrenz abzusetzen und sein eigenes Produkt als das echte anzupreisen bzw. die anderen - unausgesprochen - als die unechten zu deklassifizieren. vgl. Abb. Nr. 167 CUM / Band 1.

Die einfachste Form einer Werbebotschaft auf einem Zifferblatt stellt sicherlich der Vermerk 'Première Qualité Guarantie', auch abgekürzt '1ère Qlité Gtie' , d.h. 'Garantiert erste Qualität' dar, vgl. Abb. Nr. 110 CUM / Band 1.

Mancher Uhrmacher nutzte auch werbewirksam die Zifferblätter zur Darstellung seiner Diplome, vgl. Abb. Nr. 75 CUM und Nr. 78 CUM, alle Bilder Band 1.  Die Zifferblätter wurden aber auch zur Werbung für andere Uhren genutzt. Der Uhrmacher/Uhrenverkäufer  *Coussedière* bewarb die im Jahr 1906 in Frankreich patentierten EUREKA Uhren der New Yorker Kutnow Brothers, vgl. Abb. Nr. 220 CUM / Band 1.

Zur Ehrenrettung der Schwarzwälder Uhrenhersteller und Händler muss nun ganz ausdrücklich gesagt werden, dass der Konkurrenzkampf zwischen den Schwarzwälder Uhren und den Comtoise Uhren sicherlich nicht unbedeutend war, dass aber der Konkurrenzkampf unter den Etablisseuren selbst,  sowie mit anderen französischen Herstellern anderer Uhrentypen, wesentlich bedeutender war.

Nach dem Kulminationspunkt der Comtoise Uhren Herstellung in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts verfiel auch zusehends der Verkaufspreis der Uhren, da  immer mehr Händler immer mehr Uhren über den Preis verkauften, um die Umsätze zu halten. Niedrigere Verkaufspreise bedeuteten natürlich auch Druck auf die Gestehungspreise, so dass es für die Heimarbeiter immer unattraktiver wurde, Uhrenteile für die Etablisseure zu fertigen, zumal auch in der wachsenden Brillenindustrie der monatliche Lohn einfacher verdient werden konnte.

Andere Hersteller in Frankreich, insbesondere Japy et Cie. in Beaucourt entwickelten sich immer mehr vom Rohwerkehersteller zum Fertiguhrenhersteller, lieferten entsprechend große Mengen in den französischen Markt. Aber selbst Japy et Cie. war auf Dauer der im Ausland sich entwickelnden großen Konkurrenz der so genannten. Amerikanerwerke ( gestanzte Platinen, austauschbare Teile, industriell gefertigt ) nicht gewachsen.

Auch die Hersteller in Morez entwickelten andere Uhrwerke, insbesondere das Comtoise Uhrwerk mit Federzug, bauten dann mit diesen Uhrwerken die so genannten Tableau Uhren ( Rahmen Uhren ), Oeil-de-boeuf Uhren ( Ochsenaugenuhren ) aber auch Regulatoren. Auch Reiseuhren und Wecker wurden gefertigt. Das Comtoise Federzugwerk wird in einem gesonderten Kapitel behandelt, ebenso wie die Comtoise Gebäude - und Turmuhren.

 

In den Aufbaujahren mit den rasch steigenden Produktionszahlen wurden viele neue Dinge erfunden, die sich die Hersteller patentieren ließen. Zahlreiche Patente, insbesondere zwischen 1840 und 1870, wurden erteilt und zeigen uns auch auf diese Weise die goldenen Jahre der Comtoise Uhren Produktion.

Aus der Übersicht der französischen Patente von Auguste Alleaume 'LES BREVETS D'INVENTION CONCERNANT L'HORLOGERIE, Bureau de la Revue Chronométrique, Paris 1873' habe ich nachfolgend diejenigen herausgestellt, welche für Personen in Morez erteilt wurden bzw. für Comtoise relevant waren bzw. sein konnten.

Einige wichtige Daten für die Comtoise Uhren Fertigung können dadurch nun festgelegt werden.

Einige wenige werden im Anschluss an diese Auflistung herausgestellt und dann den entsprechenden Uhren zugeordnet.

Der Mehrzahl der Patente vermag ich im Augenblick jedoch nicht die entsprechenden Uhren zuzuordnen, was aber vielleicht der eine oder andere Leser kann, der die entsprechende Uhr in seiner Sammlung hat. 

 

1821.

28 mai. - Tissot (Paris). -Brevet de 5 ans.

Sonneries économiques d'horloges publique sonnant, l'une les heures et les demies, l'autre les heures et le quarts. C'est sipmplement une grosse sonnerie modifiée, mise en communication avec une pendule genre des comtoises.

 

1839.

12 février. - Lacroix (Morez). - Brevet de 10 ans.

Pour cannelure en spirale des cylindre où s'enroule la corde du poids dans les horloges comtoises, cannelure qui évite le croisement des cordes.

 

1840.

31 août. - Girod, A. (Morez). - Brevet de 5 ans.

Système de sonnerie pour horloges dites comtoises. Le changement concerne les pièces de la cadrature, telle que le râteau ou échelle et le pièce tombant sur le limacon.

 

1841.

26 juillet. - Jacquet (Morez). - Brevet de 5 ans.

Horloge marchant la huitaine. - C'est une comtoise qui, par un léger changement de nombre des dentures, bat les secondes et peut marcher huit jours sans remonter. On peut aussi, par son système de cadrature, faire sonner les quarts en passant, ou à grande sonnerie.

 

1842.

24 septembre. - Vernier (Morez). - Brevet de 10 ans.

Pendule simplifiée. Elle est à poids, mais l'hauteur de son cabinet pourra ne pas dépasser 0,50 de hauteur, puisque les poids n'ont qu'une chute de 0,41. Les rouages sont montés entre deux platines carrées; la cadrature se rapporte beaucoup, sauf quelques légers détails, aux pièces de la Comté.

 

1843.

18 février. - Reydol (Paris). - Brevet de 5 ans. -Addition le 4 juin 1845.

Couronnements d'horloges. Ils sont estampés et d'une seule pièce, même le cadran proprement dit.

 

1844.

4 octobre. - Le Pontois (Paris). - Brevet de 5 ans.

Sonnerie appliquée aux comtoises. Par ce système, l'horloge sonne en passant l'heure à chaque quart; plus les quarts marquées par des coups doubles.

 

1845.

7 avril. - Jacquemin (Morez). - Brevet de 15 ans, - d'addition le 21 novembre 1848.

Cadrans en fer émaillé, portant eux-mêmes le couronnement qui les doit surmonter.

 

1845.

4 novembre. - Romanet (Morez). - Brevet de 15 ans.

Détente d'horloge. Elle est à tirage et effets constants et peut s'appliquer aux horloges comtoises. Elle est gouvernée par un excentrique placé sur l'axe de l'aiguille des minutes.

 

1845.

22 novembre. - Bernier et Girod (Morez). - Brevet de 15 ans.

Pendules d'horloge pour comtoises. La tige est en fer sur laquelle est fixée une bande de cuivre estampée.

 

1849.

26 septembre. - Chavin (Morez). -Brevet de 15 ans, - d'addition le 18 avril 1850.

Une pendule à ressort ou à poids avec balancier compensateur.

C'est une horloge de Comté un peu modifiée.

 

1850.

10 juin. - Bailly-Maître (Morez). - Brevet de 15 ans.

Dispositions d'horloges. (Sans détails au brevet)

 

1853.

4 mars. - Bailly (Morez). -Brevet de 15 ans.

Horloge marchant 8 jours. (Sans détails au brevet)

 

1853.

10 octobre. - Romanet (Morez). - Brevet de 15 ans.

Petite horloge à ressorts à barillets fixes. Elle marche 30 heures et se remonte au moyen de cordons très-courts, qui n'ont pas l'inconvénient des chaînes et des poids des horloges ordinaires dites à éperon.

 

1854.

13 février. - Farret (Paris). - Brevet de 15 ans.

Perfectionnements à l'horlogerie des chemin de fer. L'objet breveté est l'application de deux jeux d'aiguilles fonctionnant sur deux divisions du même cadran, qui peuvent être séparées pour moins de confusion; l'un de ces petits cadrans marque l'heure du pays et l'autre celle du chemin de fer ou Paris.

 

1854.

26 août. - Chavin (Paris). - Brevet de 15 ans.

Perfectionnements apportés dans les échappements d'horlogerie. C'est une modification du mécanisme d'échappement pour les sonneries de comtoises que se rapporte le brevet.

 

1855.

18 juin. - Paget (Lyon). - Brevet de 15 ans. -d'addition les 31 août 1855 et 14 février 1856.

Système de pendule à balancier. L'inventeur a cherché à construire une pendule compensateur d'une grande simplicité. La tige est faite en verre ou cristal, d'une seule pièce; la lentile est également en verre. Cet objet est purement décoratif. Mais, dans le dernier certificat d'addition, l'auteur ajoute un correctif: c'est l'adjonction d'une tige d'acier qui recoit un tube en zinc sous la lentille.

 

1857.

4 décembre. -Redier (Paris). - Brevet de 15 ans. -d'addition les 19 février 1585 et 8 avril 1859.

Cadrans d'horlogerie en émail. L'auteur supprime la fausse plaque et les pieds du cadran, en y rivant, avant d'émailler, trois faux piliers et trois plots d'emboîtage.

 

1858.

2 avril. - Bailly (Paris). - Brevet de 15 ans, - d'addition les 2 juin et 15 juillet 1585.

Mode de fabrication des pièces de grosses horlogerie. Ces pièces sont en fonte douce que l'on taille comme celles de cuivre, qu'elles remplacent avec avantage à cause de prix. pour les préserver de l'oxydation, on les cuivre par les priocédés électro-chimiques.

COPYRIGHT COMTOISE UHREN MUSEUM / BERND DECKERT

1859.

21 mars. - Verdier. - Système d'horlogerie concernant la sonnerie des pendules et des horloges.

 

1860.

30 mars. - Girod. - Horloge à grande sonnerie et triples quarts.

 

1860.

12 avril. - Romanet. - Système d'horloge allant 30 heures, á barillets fixes et ressorts se remontant par le tirage de cordons, et munies d'un système de réveil qui peut s'adapter à toute espèce de pendules et horloges.

 

1866.

11 avril. - Chauvin. - Genre de tableau-horloge dit cartel tic-tac.

 

1866.

29 mai. - Paget-Morel. - Moyen d'assurer la pose parfaitement horizontale d'une horloge et mode de sonnerie double.

 

18 août. - Cochet. - Application de feuilles de tôle ou de zinc plaquées en cuivre pour remplacer les pièces de cuivre des horloges. etc.

 

1867.

19 février. - Rey. - Système remontoir à encliquetage, applicable aux tableaux mécaniques à horloge, aux pendules, etc.

 

1867.

17 avril. - Chauvin. - Perfectionnements dans la construction des boîtes d'horloges ou cartels.

 

1867.

9 novembre. - Carrez. - Système de fabrication de balancier en bois avec marqueteries de toutes natures et ornements en cuivre et métaux, applicables à toute espèce d'horlogerie.

 

1869.

4 février. - Bailly-Maître. - Système de remonatge à tirage avec barillets tournants, applicable à toute espèce de pendules ou horloges à ressorts.

 

 

1869.

30 octobre. - Bailly-Comte (demoiselle). - Systéme de balancier donnant les secondes fixes et s'adaptant aux horloges et aux pendules de toute espèce.

 

 

1912. Jobez (Morez) sonnerie westminster.

 

Einigen dieser Patentanmeldungen kann ich entsprechende Uhren zuordnen, z.B.

 

1839

12 février. - Lacroix (Morez). - Brevet de 10 ans.

Pour cannelure en spirale des cylindre où s'enroule la corde du poids dans les horloges comtoises, cannelure qui évite le croisement des cordes.

 

Vielen Sammlern sind diese mit Rillen versehenen Aufzugswalzen  sicherlich bekannt.

 

1842.

24 septembre. - Vernier (Morez). - Brevet de 10 ans.

Pendule simplifiée. Elle est à poids, mais l'hauteur de son cabinet pourra ne pas dépasser 0,50 de hauteur, puisque les poids n'ont qu'une chute de 0,41. Les rouages sont montés entre deux platines carrées; la cadrature se rapporte beaucoup, sauf quelques légers détails, aux pièces de la Comté

 

( Diese Tischuhr mit dem beschriebenen Uhrwerk wird in Kapitel 22 abgebildet und beschrieben. )

 

1843.

18 février. - Reydol (Paris). - Brevet de 5 ans. -Addition le 4 juin 1845.

Couronnements d'horloges. Ils sont estampés et d'une seule pièce, même le cadran proprement dit.

 

Interessant ist die Tatsache, dass bereits im Jahr 1843 ein Patent für ein einteilig geprägtes Zierblech erteilt wurde. Die älteste mir bekannte mit Jahreszahl datierte einteilig geprägte Zifferblattumrandung stammt aus dem Jahr 1846.  Vgl. Abb. Nr. 188 CUM / Band 1.

 

1845.

7 avril. - Jacquemin (Morez). - Brevet de 15 ans, - d'addition le 21 novembre 1848.

Cadrans en fer émaillé, portant eux-mêmes le couronnement qui les doit surmonter.

 

Die Fa. Jacquemin in Morez war ein bekannter Hersteller von Emailartikeln und Emailzifferblättern, die dann  ab 1845 auch auf Eisen emailliert wurden. Vgl. Abb. Nr.116 CUM + Nr. 147 CUM / Band 1. 

 

1853.

10 octobre. - Romanet (Morez). - Brevet de 15 ans.

Petite horloge à ressorts à barillets fixes. Elle marche 30 heures et se remonte au moyen de cordons très-courts, qui n'ont pas l'inconvénient des chaînes et des poids des horloges ordinaires dites à éperon.

Vgl. Abb. Nr. 236 / Band 1.

 

1860.

12 avril. - Romanet. - Système d'horloge allant 30 heures, á barillets fixes et ressorts se remontant par le tirage de cordons, et munies d'un système de réveil qui peut s'adapter à toute espèce de pendules et horloges.

Vermutlich gleiche Uhr wie Abb. Nr. 236 / Band 1, jedoch mit einem Wecker ausgestattet.

 

1867.

9 novembre. - Carrez. - Système de fabrication de balancier en bois avec marqueteries de toutes natures et ornements en cuivre et métaux, applicables à toute espèce d'horlogerie.

 Abb. Nr. 192 CUM / Band 1 zeigt Ihnen ein Beispiel eines Holzpendelschafts mit Intarsien. 

 

1869.

2 juillet. - Paget. - Balancoire ou brandilloire décorative appliquée aux balanciers des horloges et des pendules.

Vgl. Anhang 1, Seite 107, in der unteren Reihe das zweite Pendel von links: Les Balanceurs.

Dieses Pendel mit den schaukelnden Kindern war das erste sogen. Mechanik-Pendel.

Bei S. Bergmann finden Sie eine schöne Abbildung dieses Typs auf Seite 141 mit Abb. 113.1

 

1912. Jobez (Morez) sonnerie westminster. Vgl. Abb. Nr. 193 CUM / Band 1.

 

Sicherlich sind nicht alle Aspekte des Vertriebs und Exports von Comtoise Uhren berücksichtigt worden. Ich hoffe jedoch sehr, das sich aus der Leserschaft dieses Buches und der Tatsache, dass die Welt heute dank Internet tatsächlich ein Dorf geworden ist, der Nachweis insbesondere von Export Comtoise anhand von Bildern dieser Uhren geführt werden kann.

COPYRIGHT COMTOISE UHREN MUSEUM / BERND DECKERT