9 Zoll Comtoise Uhr mit Spindelgang und Knickpendel aus der Zeit um 1835.  Zweiteiliges aus Messing geprägtes Zierblech mit Sonnenkopf und Füllhörnern. Stundenschlag auf Glocke mit Repetition des vollen Stundenschlags nach 2 Minuten und separatem Halbstundenschlag en passant.                                                                                                     

Üblicherweise wird der Halbstundenschlag en passant durch einen an der Rückseite des Minutenrads befindlichen Stift/Nocke abfallenden Hebel ausgelöst, welcher beim Abfall auch den durch eine Andruckfeder vorgespannte Hammerachse mit Hammerfuss und Hammer abfallen und den Hammer auf die Glocke schlagen lässt. Das Minutenrad dreht sich einmal um 360° pro Stunde.  Diese Konstruktion des separaten Halbstundenschlags en passant findet sich üblicherweise bei den Uhren des 18. Jahrhunderts und den Uhren des frühen 19. Jahrhunderts, wohingegen dann bei den Uhren der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der Halbstundenschlag dann auch über das Räderwerk des Schlagwerks geschlagen wird. ( Ausnahmen gibt es natürlich immer und bestätigen die Regel!)

Bei dieser Uhr hier wurde aber eine andere Möglichkeit genutzt, um den separaten Halbstundenschlag zu konstruieren. Das Wechselrad auf der verlängerten Achse des Grossbodenrads, welches durch das Minutenrad angetrieben wird, dreht sich einmal um 360° pro 2 Stunden. Wenn man also jeweils 2 kleine Stifte/Nocken genau gegenüberliegend auf Radspeichen setzt, so kann mit jeweils einer halben Wechselraddrehung ein Hebel vorgespannt und ausgelöst werden, welcher die durch eine Andruckfeder vorgespannte Hammerachse mit Hammerfuss und Hammer abfallen und den Hammer auf die Glocke schlagen lässt.                                                                                                                            

Bei der Montage dieser seltenen Schlagwerkvariante des separaten Halbstundenschlags en passant muss man allerdings darauf achten, dass der Eingriff von Wechselrad und Minutenrad nur in einer einzigen Position möglich ist, damit der Halbstundenschlag auch zur halben Stunden schlägt. Das Wechselrad hat üblicherweise 72 Zähne. 2 Stifte/Nocken gegenüberliegend auf den Radspeicher bedeuten also jeweils 36 Zähne Radumdrehung für 1 mal Halbstundenschlag.                                                                                                                              

Zum Zeitpunkt des vollen Stundenschlags muss also das Wechselrad genau mittig zwischen den beiden Stiften/Nocken, also bei Zahnzahl 18, mit dem Minutenrad im Eingriff stehen.                                                                                                            

Man setzt deshalb zuerst den Zeiger auf die Minutenradachse, so dass dieser genau senkrecht nach oben in der Position steht, wenn der Stundenschlag ausgelöst wird. Nun wird das Wechselrad bei Zahnzahl 18 ( der Hälfte von 36 ) in den Eingriff mit dem Minutenrad gebracht.            ( Diesen Eingriff sollte man am besten markieren, entweder durch kleine Punzen oder Riefen. Ich habe mit einem Strich eines Filzschreibers markiert. Auf den Fotos erkennen Sie dies )                                                                                                                 Im Abstand von jeweils 18 Zähnen des Wechselrad werden also nun bei 2 vollen Umdrehungen jeweils 2 mal Vollstundenschlag und 2 mal Halbstundenschlag ausgelöst.   

Der separate Halbstundenschlag en passant wird bei dieser seltenen Konstruktionsvariante nur dann korrekt geschlagen, wenn auch Minutenrad und Wechselrad im korrekten Eingriff stehen.                                 

Es wäre aber auch möglich, den separaten Halb-Schlag durch eine andere Eingriffskonstellation der beiden Räder als *Vorausschlag* *Erinnerungsschlags* im Abstand von ca. 1 1/2 Minuten zwischen den Vollstundenschlägen zu nutzen.