6.Zbl

Comtoise Uhr mit Spindelgang und Knickpendel, 8 Tage Seilzugwerk mit Halbstunden- und Vollstundenschlag auf Glocke mit Repetition des Stundenschlags, zweiteilig geprägtes Zierblech mit Sonnenkopf, Füllhörnern und Akanthus, Emailzifferblatt mit römischen Zahlen ( kurze Balken der römischen Zahlen ), Sonnenzeiger, um 1835.
Stilmäßig stimmt alles. Die beiden Aufzugsachsen sitzen jedoch nicht ganz mittig, was Verdacht auf Manipulation erregt. Nimmt man die Zeiger ab, erhärtet sich der Verdacht, denn auch die Zeigerachse sitzt nicht mittig. Nimmt man nun auch noch das Zifferblatt ab, so wird sehr deutlich, was hier zusammengeschraubt wurde.
Das Uhrwerk stammt natürlich nicht aus dem Jahrzehnt 1830 bis 1840, sondern muss auf jeden Fall nach 1850 datiert werden. 
In der rechten Werkkäfigstrebe ist nur ein Befestigungsloch für das Zifferblatt vorhanden, auch hat das Loch ein Zollgewinde, denn die entsprechende Originalschraube ist noch vorhanden. In der linken Werkkäfigstrebe musste jedoch ein neues Loch für die Befestigung des mindestens 20 Jahre älteren Zifferblatts gebohrt werden. Ein metrisches Gewinde M 3 wurde eingeschnitten, und eine Zylinderkopfschraube M 3 konnte eingedreht werden. Sehr gut kann man erkennen, dass die Köpfe der alten Zylinderkopfschrauben höher sind als die Köpfe moderner, metrischer Schrauben. 
Diese Mariage ist sicherlich zu einer Zeit entstanden, als Comtoise Uhren noch reichlich im Handel waren. In großen Lots wurden gute und schlechte Uhren, ganze und kaputte Uhren und Einzelteile exportiert. Alles wurde verwendet, denn auch die stark beschädigten Uhren, z.B. mit stark zerstörtem Zifferblatt oder Messingzierblech wurden wieder mit alten Teilen anderer Uhren komplettiert. 
Diese Mariage brachte keinen Extragewinn für den Verkäufer, denn diese Uhr kostet genau so viel wie eine unverbastelte Uhr. Es ging nur darum, alle Teile des eingekauften Lots wieder zu Geld zu machen.