11.Aufzugsachse
Ein Originalzifferblatt einer Mini Comtoise, signiert: L&L ( Lamy et Lacroix )  mit der Original Lunette aus der Zeit um 1870/1880 wurden mit einem Repro Mini Comtoise Werk, hergestellt in den Jahren 1974/1975, verheiratet. Auf den ersten Blick fällt nur auf, dass Zifferblatt mit Lunette und Berthoudpendel zeitlich nicht zusammen passen. Dieser Typ eines Berthoudpendels wurde nämlich erst Anfang des 20. Jahrhunderts bei Regulatoren mit Comtoise Federzugwerken ( Morez Werk ) eingesetzt. Ebenso sieht man, dass die Aufzugsachsen Löcher in ihren Spitzen haben, was sofort auf das bestimmte bekannte Repro Werk hindeutet.
Das Repro Mini Comtoise Uhrwerk weist einige Charakteristika auf, die nur mit großem Aufwand zu verändern wären, nämlich die Form des Ankers, der vor der Platine sitzende Rechen mit einem Schöpfer, der als Stift auf einer Scheibe sitzt, die großen, dicken Futter der Räder, mit welchen diese auf den Achsen sitzen und natürlich die Löcher in den Aufzugsachsen. Diese Löcher fallen jedem sofort an, denn sie sind sichtbar. Der geringste Aufwand besteht sicherlich darin, diese Löcher zu zuschweißen und die Spitzen entsprechend sauber zu feilen. Der Erschaffer dieser Mariage hat diesen Löchern keine Bedeutung beigemessen, denn andere Dinge des Uhrwerks hat er verändert, um den Anschein eines Originalwerks zu erzeugen, hat dabei leider auch einen Fehler begangen. Mit viel Aufwand hat er den Aufhängebügel entfernt, jedoch kann man noch erkennen, wo dieser saß. Die Spitze einer Kugelschreibermine zeigt Ihnen den noch vorhandenen Rest in der Käfigplatte. Auf dem Bild daneben, von unten gesehen, ist der zweite Rest neben Hammerachse und Hammerfeder zu erkennen.
Ein original antiker Hammer wurde montiert, auch wurde ein neuer Glockenträger angebracht. Das Zifferblatt passte nicht hundertprozentig, so dass das Mittelloch ein wenig aufgefeilt wurde, außerdem war die Wölbung zu hoch und bereitete Schwierigkeiten bei der Zeigerbefestigung. Das Problem wurde dadurch gelöst, dass die Vierkantscheibe zur Befestigung des Stundenzeigers konkav gewölbt wurde. Normalerweise ist diese Scheibe konvex gewölbt, aber dann würde die Scheibe den Stundenzeiger auf das Zifferblatt drücken. Eine große Scheibe war aber nötig, um das erweiterte Mittelloch des Zifferblatts zu verbergen.
Das Zifferblatt selbst wurde auf einer runden Blechplatte befestigt, Nagelköpfe mussten die Nieten vortäuschen. Umgebogene Ecken der Blechplatte wurden dann mittels Schrauben an Käfigober- und Käfigunterplatte befestigt. Stilmäßig war dies schon richtig, aber die frischen Bohrlöcher und die Senkkopfschrauben mit metrischem Gewinde M3 weisen doch wohl dann eindeutig auf eine Fertigung des späten 20. Jahrhunderts.